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Nur die Liebe zählt nicht.

Drüben auf dem Schnipselfriedhof hat mein Freund Volker mich zuerst über alle Maßen gelobt, um mir dann eine Frage zu stellen, über die ich etwas länger nachdenken musste:

Was ist für euch besonders – von Freundschaft, Liebe und Familie abgesehen? (Kurze Erläuterung: ich denke manchmal, dass das Besondere verschwindet, weil (in der ersten Welt) fast alles immer sofort verfügbar ist. Man kann nicht mehr von einer Reise erzählen, ohne dass die Hälfte der Freunde schon dort war. Man kann kein tolles Bier mehr in einer kleinen Brauerei irgendwo auf dem land entdecken und dann von der Erinnerung zehren, weil man es bald darauf auch im Späti um die Ecke findet. Man kann ein tolles Foto nicht mehr bewundern, weil man schnell weiterscrollen muss, weil es noch soviele tolle Fotos bei Instagram zu sehen gibt. Anders gesagt: Plötzlich ist alles Karamell-Meersalz. Oder etwa nicht?)

Aber Volker! Nein, nein und nein. Das Besondere verschwindet nicht. Es ist die ganze Zeit da, und jede Menge davon. Es ist aber ein bißchen wie mit Krokussen – die sind die meiste des Jahres nicht zu sehen, obwohl sie da sind. Deshalb stecke ich immer Esslöffel ins Beet, wo ich Krokusse erwarte, damit ich sie nicht versehentlich beim Umgraben ramponiere. Ich klebe auch neonbunte Papierstreifen in Bücher, um die besten Stellen wiederzufinden und mache Polaroids von den besten Stellen im Leben. Die besten Stellen im Leben sind meistens etwas unscheinbar. Man muss ihnen von heute aus hinterherschauen, um sie funkeln zu sehen.

Ich habe neulich drei Stunden lang Stefan Schwarz fotografiert. Um Missverständnisse auszuschließen: Stefan ist alles andere als unscheinbar und gerade deshalb nicht leicht zu fotografieren. Die meisten Menschen lassen irgendwann einfach los, entspannen sich, fallen aus der Rolle. Ab da werden Porträts interessant. Stefan macht das nicht, er hat die Energie eines Schauspielers in einem Castorf-Stück, er hört einfach nicht auf. Fotografieren ist dann so, als würde man einem Eichkater hinterher eilen, aber mit Gipsbein und Marschgepäck. Eichkater sind zufällig meine Lieblingstiere, also renn´ ich eben, so gut es geht. Ich sehe mir die Bilder seitdem immer mal wieder an. Es sind fast 70 Stück, ganz verschieden, und ich frage mich immer noch, welches Stefans Gesicht für alle Tage ist. Der Tatort-Komissar? Der stylische Typ aus der H&M-Werbung? Der Flaneur im Park? Ehrlich, ich weiß es nicht. Aber wenn ich solange darüber nachdenke, war es besonders.

Zu den besonderen Momenten gehört unbedingt auch der, als ich mal mit Volker in einen Dorfkonsum ging, wir Kekse, Brause, Buletten, Würstchen, Senf und hoffentlich Konsumschrippen zum Essen gekauft und uns damit auf eine Waldlichtung gesetzt haben. Absolut kein Salzkaramell, und nur, weil wir Zeit überbrücken mussten. Das Gras war frühlingsnass, das Idyll mittelmäßig und wir dachten, gleich kommt ein Wildschwein dazu, bindet sich eine Serviette um und fragt, was es zum Kompott gibt. Eigentlich wollten wir zum Fußball. Fußball und Volker gehören zusammen wie Buletten und Champagner. Aber ich brauchte Fußballplatzfotos, Volker hatte eine Idee, und wir sind einfach losgefahren. Das gehört absolut in die Momente-Schatzkiste.

Oder wie ich immer dachte, ich wüsste alles über Liebe, und dann hatte ich plötzlich ein Kind zu beschützen. Aber nee, Liebe zählt ja nicht, sagt Volker. Dabei ist Liebe echt krass! So sehr, dass ich bei Hochzeiten immer wieder heulen muss, was blöd ist, wenn ich die Fotografin bin. Als vor ein paar Tagen meine Freundin Cosima geheiratet hat und sich bei der Reis- und Blütenblätterherumwerferei kaputt gelacht hat, selbstverständlich unter Tränen: Das war hinreißend. Überhaupt heiraten. Da kommt jemand und sagt: Ey Baby, kein Mensch weiß, wie das Leben wird, aber lass uns zusammen das Beste draus machen! Das finde ich angesichts der Endlichkeit des Lebens mutig, schön und besonders. Wahrscheinlich, weil Mut ein bißchen unter die Räder gekommen ist.

Und Fußball natürlich – Fußball ist voller Spezialmomente. Vorgestern haben wir mit einem Tor in letzter Minute gewonnen. Ich seh` Sebastian Polter immer noch in Erlöserpose vor dem Tor stehen. Aber das ist vielleicht etwas abseits des für normale Menschen Verständlichen.

Manchmal finde ich nicht das richtige Transportmittel für solche Momente. Es könnte ein Zeitraffervideo sein, oder eine Zeichnung. Ein Polaroid oder Text. Eine Sprachnachricht oder der Baum, den ich da drüben gepflanzt habe. Aber es macht mich froh, alle diese Möglichkeiten zur Hand zu haben, damit zu spielen, zu probieren. Was dabei entsteht, sortiert sich später von selbst. Einiges merke ich mir, vieles vergesse ich. Was übrig bleibt, ist besonders.

Darauf ein Storchbier. Das kriegste nicht außerhalb von Lychen, Volker. Aber kannst mich ja besuchen kommen! Ich kenne den Braumeister.

Lieblingssconesrezept.

Ich habe mir irgendwann ein Rezept für Scones ergoogelt, aber nie ordentlich gespeichert. In der Folge suche ich es an all den Sonntagen, an denen wir vergessen haben, Brot zu holen und keiner Lust hat zum Bäcker zu latschen. Inzwischen habe ich soviele Modifikationen am Ausgangsrezept vorgenommen, dass ich es aufschreiben muss – kann sich ja kein Mensch merken, sonst. Gebraucht werden glücklicherweise nur Zutaten, die praktisch immer da sind, und davon nicht mal viel:

250g Mehl (150g Weizenmehl Typ 405, 250g Dinkelmehl Typ 1050 haben sich als hervorragende Mischung bewährt)

40g Zucker (brauner Rohrzucker, oder nur 20g, sonst wird es zu süß)

30-40g Butter, zimmerwarm (sonst verknetet sich das nicht so recht)

2 gestrichene Teelöffel Backpulver 

150 ml Milch

1 Prise Salz

Zuerst den Ofen auf 220 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen, dann den Teig zusammenbauen, indem einfach alle Zutaten miteinander verknetet werden. Wenn’s klebrig ist, mehr Mehl dazu. Ein Backblech mit Backpapier belegen. Den Teig 2cm dick ausrollen. Ein schönes, großes Ikea-Glas nehmen und Scones ausstechen. Der Teig reicht für ungefähr 9 Stück, die wiederum exakt auf ein Durchschnittsblech passen. (Wenn es mehr werden, habt ihr dünner ausgerollt oder euer Glas ist kleiner als meins. In beiden Fällen die Backzeit verringern.) Die Scones auf dem Blech mit Milch einpinseln. In den Ofen schieben und den Timer auf 14 (oder 12, siehe oben) Minuten stellen.

Eine Viertelstunde später alle zum Essen rufen: Warm schmecken Scones am besten.

Pflaumenkuchen

1 Springform 

550-600g Pflaumen, entsteint & halbiert

150g Zucker

150g Butter

3 Eigelb

300g Mehl

Zimt, Vanille

1) Butter und Zucker zusammen schmelzen, etwas abkühlen lassen 

2) Eigelbe und Mehl verrühren, Vanille (-zucker oder Schote) dazu, Butter-Zucker-Mischung dazu, alles zu einem Teig verkneten 

3) Springform fetten & 3/4 des Teiges in die Springform

4) Pflaumenhälften vom Rand aus nach innen Reihe für Reihe hochkant auf den Teig stellen (hochkant passen mehr drauf)

5) Zimt drüberstreuen, wenn ihr Zimt mögt

6) restlichen Teig drüberkrümeln

7) bei 180 Grad ca. 45 min backen (Ober- und Unterhitze)

Berufswunsch: Inselgärtnerin

Wir fahren nicht nach, sondern auf die Mainau, das ist das erste, was ich lerne. Das zweite: Wir fahren gar nicht, wir laufen. Die Mainau ist eine Insel im Bodensee, auf die bequemer Weise eine Brücke führt. Sie hat, wie es sich für eine Insel gehört, auch einen Schiffsanleger. Wir wollten aber nicht gleich übertreiben. Für Übertreibungen ist nämlich die Mainau zuständig, oder vielmehr ihre Gärtner. Tulpenwiesen. Mammutbäume. Seeblick mit Alpenpanorama. Eine Blumenuhr. Ein Kräutergarten. Blumenskulpturen. Es gibt Fülle, und es gibt die Mainau. Mein neuer Lieblingsberuf: Inselgärtnerin.

Für die Ausflugsplanung:

Ganzjährig geöffnet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
Einzelticket 19,- EUR.
Diverse Ermäßigungen möglich.
Anfahrt ab Konstanz per Bus bis Mainau/Eingang

Türchen auf, Geschenke!

An vielen Stellen im Internet gehen grad die Türchen auf, und Geschenke purzeln raus. Advent. Termine, Termine, Termine. Vorweihnachtsstress, Weihnachtsstress, Silvesterpartystress. Große Vorfreude: Am 4. Januar 2016 dürfen wir wieder arbeiten gehen. Spätestens. Gottseidank!

Damit das alles weniger schlimm wird und ihr die wichtigen Dinge des Lebens nicht aus den Augen verliert, geht hier exakt ein einziges Türchen auf. Drin ist ein Kalender, und zwar keineswegs versteckt. Dafür isser zu groß: Stattliche 90×63,5 cm. Ein sehr ordentliches Plakat. Tragt es in den Copyshop eures Vertrauens, druckt es aus, schreibt was rein, malt was aus oder klebt Häschen dazu. Euch fällt schon was ein. Habt´s gut, und lasst euch nicht stressen!

Download hier, bitteschön: Kalender 2016 (pdf)

Service: Schon vorgetragen sind die Berliner Schulferien & Feiertage, und zwar hoffentlich korrekt. Sagt bitte Bescheid, falls euch Fehler auffallen! Danke.

Mehr Service: Für alle, denen die Berliner Schulferien schnurzpiepe sind, gibt es den Kalender2016 in der bundesweit-Variante (pdf)!

Herbstsalat.

Ich hatte, als die Beete leer waren, noch fix Salat gepflanzt. So groß wie im Sommer sind die Pflanzen nicht geworden, aber sie sind anstandslos angewachsen und bisher auch nicht erfroren. Gestern habe ich einen davon geerntet. Immer noch besser als alles, was im Supermarktregal liegt.

Salzgemüse.

Im letzten Jahr bekam ich ein Glas „hier, Salzgemüse!“ überreicht. Ich kannte Gemüse, ich kannte Salz. Aber warum sie das bei meiner Freundin Katrin zuhause  schreddern und zusammenrühren, wusste ich nicht. Es stellte sich heraus, dass Salzgemüse ein anderes Wort für Brühwürfel ist. Außer, dass das Gemüse darin frisch ist und die doofen Zutaten wie Geschmacksverstärker, Zucker, Fett und Hefe kurzerhand weggelassen werden. Das Salz konserviert das Gemüse, und verwendet wird Salzgemüse überall, wo Gemüsebrühe gebraucht wird. 

Weil mein Salzgemüse just vorgestern zur Neige gegangen ist, wollte ich wissen, wie sowas gemacht wird. Katrin hat geduldig gezeigt und erklärt. Ich habe ihren Kaffee weggetrunken und fotografiert. Damit ich es niemals mehr vergesse, kommt hier die bebilderte Rezeptur.

  

Von allem Wurzelgemüse muss etwas dabei sein:
Sellerieknolle, Kohlrabi , Möhre, Porree und Petersilienwurzel. Weil es irgendwie brühwürfelig werden soll, dürfen Liebstöckel und Petersilie nicht fehlen. Salz und Gemüse/Kräuter werden im Verhältnis 1:3 verwendet. Eine praktische Menge für den Hausgebrauch sind 1 1/2 Kilo Gemüse auf 500g Salz.

Gemüse und Kräuter werden gewaschen und geputzt. Je nach vorhandenen Küchengeräten werden das Gemüse geraspelt und die Kräuter fein gehackt oder alles in den Thermomix geworfen oder mit dem Pürierstab zerhäckselt. Hauptsache, es sieht am Ende wie auf dem Foto aus. 

Wenn das erledigt ist, die geraspelte Gemüse-Kräuter-Mischung einmal abwiegen und ein Drittel dessen an Salz unterarbeiten. 1 Stunde ziehen lassen. In Gläser abfüllen. Freuen.

Danke, Katrin!

Spitzkohl mit Apfel.

Ich hatte Kohl probiert, dieses Jahr. Brokkoli, Kohlrabi, Spitzkohl. Ich wollte wissen, ob die wachsen. Frisch gepflanzt sehen sie ganz gleich aus. Irgendwann wird was Richtiges draus. Der Brokkoli war so gut, dass ich einen Nebentrieb ausblühen lassen habe. Brokkolianbau wird forciert. Kohlrabi geht immer, den kaufe ich im Frühjahr. Heute habe ich den ersten Spitzkohl mit dem ersten Boskop-Apfel geschmort. Seitdem überlege ich, wo ich Platz für mehr Spitzkohl finde. 

Das Rezept geht so: Etwas Butter in der Pfanne schmelzen lassen, den Spitzkohl klein geschnitten dazu. Einen Apfel schälen, entkernen und in Streifen schneiden. Zum Spitzkohl in die Pfanne geben. Mit Pfeffer und Salz würzen. Mit Apfelsaft ablöschen. Schmoren, bis der Kohl so bissfest oder matschig ist, wie du ihn gut findest.