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Großer Mist!

Ich wusste, ich würde allmählich düngen müssen. Der Boden ist irgendwann erschöpft. Er musste viel leisten, in den letzten beiden Sommern. Ich wollte ihm etwas Gutes tun. Eine dampfende Fuhre Pferdemist – klingt blöd, aber einen ausgelaugten Gartenboden freut sowas.

Pferdemist im Stadtgarten macht zwei Sorten von Sorgen. Zunächst ist da die Sorge um das bisher durchaus gute Verhältnis zu den Nachbarn. Wir reden von Mist in einer nicht geringen Menge. Die zweite Sorge geht in Richtung Beschaffungskriminalität. Fast so schwer wie Gartenabfälle in der Stadt zu entsorgen ist es, ebendort eine Fuhre Mist aufzutreiben. Da, wo der Stadtgarten ist, stellt kein vernünftiger Mensch ein Pferd hin.

Ein drittes Jahr mit zu späten, zu kleinen, zu grünen Kürbissen wollte ich andererseits auch nicht. Ich habe mich durchgefragt und allen Besuchern meines Gartens von den Wundern organischer Düngung vorgeschwärmt. Kann ja gar nicht sein, dass niemand weiß, wo man einen Haufen Mist herbekommt.

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Ich erwähnte also fast schon gewohnheitsmäßig mein Beschaffungsproblem, als mein Freund und Nachbar Jan vorbeikam. Eigentlich, um mir mit dem Baumschnitt zu helfen. „Wenn´s weiter nichts ist! Warte, ich ruf kurz meinen Bruder an, wann wir kommen können.“ Vor Freude schnitt ich den Flieder gleich noch ein bißchen kürzer ab.

Dann kaufte ich die größten und stabilsten Müllsäcke, die es gibt. Denn ich verfüge weder über einen Anhänger noch hat mein Auto eine Anhängerkupplung. Wir würden den Mist im Kofferraum transportieren müssen. Das klingt erstmal nach „zwei Männer tragen eine Glasscheibe über die Straße“. Es funktioniert, wenn die Säcke nur halbvoll sind. Mist ist schwer.

Der beste Ehemann der Welt setzte sich an meiner Stelle mit ins Auto, holte gemeinsam mit Jan einen Kofferraum voller Pferdemist, lieh anschließend die Hausmeisterkarre aus und stellte mir sieben blaue Säcke feinsten Mist ohne Stroh in den Garten. Noch warm. Vergiss Blumen und Pralinen! Ich staune manchmal selbst, womit man mir eine Freude machen kann.

Auch meine erste Sorge, die um den Geruch, war unbegründet. Pferdemist stinkt nicht, und reißfeste Müllsäcke sind reißfest.

Ich habe das alles schön gleichmäßig im Garten verteilt. So, Kürbis: Und jetzt kommst du!

GR 005 – Künstlicher Dünger, Thomasmehl und Kalk

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Das aktuelle Kapitel "Vom künstlichen Dünger, vom Thomasmehl und vom Kalk" ist das letzte Winterstück, zu lesen am Kachelofen bei Bratapfelduft, während draußen der Schnee flockt. Im März beginnt die Gartensaison, im März nimmt auch der Nebelthau so richtig Fahrt auf und will raus, weil die ersten Gartenarbeiten anstehen. Bis dahin müssen wir uns noch etwas gedulden und dieses vorerst letzte ein wenig weltanschauliche Kapitel zu uns nehmen. Um es vorwegzunehmen: Otto Nebelthau ist kein Verfechter dessen, was er "künstlichen Dünger" nennt. Nun sollte man meinen, jeder Dünger sei künstlich, weil man eben etwas wo hinstreut, das dort von selbst nicht ist. Ganz so sehr mag sich der Autor wiederum nicht einschränken. Verboten ist nur, was industriell hergestellt wurde, um den Boden anzureichern, ohne ihn aber dauerhaft zu verbessern. Deshalb sind Kompost und Misterde grundgut, Kalk und Thomasmehl durchaus akzeptiert, Düngemittel aus dem Baumarkt hingegen im Bereich der Freizeitgärtnerei nicht hinnehmbar. Etwas anderes gilt ausnahmsweise, wenn damit das Ernährungsproblem der Weltbevölkerung gelöst wird. Die Argumentationslinie "Das mag ja gut aussehen, aber das schmeckt doch alles nicht" kam mir so ungeheuer vertraut vor, dass ich kurz nachgeschlagen habe, seit wann es eigentlich Umweltbewegungen gibt. Siehe da: Wir hatten zwei davon, und der Beginn der ersten fällt in die 1920er Jahre. Nebelthau schwärmt geradezu vom Luxus der Langsamkeit und dem Aroma der selbst gezogenen Tomaten. Hätte es den Begriff der Nachhaltigkeit damals schon gegeben, so hätte er gewiss Eingang in dieses Buch gefunden. Ich bin einer Facebookgruppe beigetreten, die sich mit dem Thema Selbstversorgung beschäftigt. Permakultur. Container Gardening. Vertikalgärten. Rooftop farming. Lebte Nebelthau heute, wäre er dort der Gruppenleiter. Es ging aber schon bei Otto Nebelthau nicht nur um Selbstversorgung, sondern vor allem um die bewusste Wahrnehmung von Naturkreisläufen. Es ist also eigentlich ein frühes Ökologiebuch, das wir hier lesen. Verändert hat sich nur der Raum, der gärtnerischen Bestrebungen zur Verfügung steht. Gerade im innerstädtischen Bereich ist er erheblich kleiner geworden. Deshalb gibt es heute mehr als je zuvor Konzepte, wie sich der begrenzte Platz nutzen lässt. Wer genau wie ich "Thomasmehl" in der Wikipedia nachlesen musste, wird so ähnlich wie ich leise gekichert haben. Heißt ja gar nicht Thomas, hieß ja "Thommäß", der Mann. Und so ein richtig natürlicher Rohstoff ist das Thomasmehl auch nicht. Es ist ein Industrieabfallprodukt. Wir verwenden es heute nicht mehr, weil wir Chrom im Essen nicht so mögen. Das mit dem Kalk machen wir immer noch, aber nicht mehr auf´s Geratewohl. Wir wissen nämlich, dass wir mit Kalk den pH-Wert des Bodens ausgleichen können. Gekalkt werden nur die sauren Böden. Wörter, die ich las, um sie sogleich wieder zu vergessen: Theosoph. Adventist. Man gebrauchte das offenbar früher ebenso wie "Vegetarier" als Schimpfwort, das seltsame Sekten bezeichnet.

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GR 003 – Erde und natürlicher Dünger (2)

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Misterde, so lernen wir im zweiten Abschnitt des ersten Kapitels, ist ja gut und schön, aber doch was für Amateure. Gärtner, die es ernst meinen, machen in Kompost. Kompost wiederum ist eine Wissenschaft für sich. Ordentliche Gärtner haben Kompostgruben, nicht Komposthaufen. Der Plural ist kein Zufall. Egal ob Haufen oder Grube – man braucht je drei Stück davon. Als später die Rede auf Zerstückeln, ungelöschten Kalk, Knochen und Verwesung kommt, wird es einen Moment lang unheimlich. Ja, auch Gartenbücher haben Spannungsbögen! An die Stadtgärtner hat der Autor ebenfalls gedacht: Vergesst Kompost! Außer, ihr sucht Streit mit euren Nachbarn. Zu guter Letzt: Macht euch locker, und den Boden auch. Das Beste hätte ich fast vergessen. iTunes findet, das hier ist ein prima Podcast, weswegen ihr den jetzt auch ebendort findet.

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GR 002 – Erde und natürlicher Dünger (1)

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Es wird Ernst! Ich lese aus dem ersten Kapitel von Otto Nebelthaus "Mein Gemüsegarten". Darin geht es um Bodenbeschaffenheit und wie man sie verbessern kann. Ich glaube, ich habe noch nirgends so etwas Schönes über Misthaufen geschrieben gefunden! Ihr seht mich hell begeistert. Das Kapitel habe ich nicht ganz geschafft, Vorlesen ist doch anstrengender als gedacht. Nächste Woche geht´s weiter. Versprochen! Viel Spaß mit dem ersten Kapitel! Wer will, kann den Podcastfeed abonnieren. iTunes ist eingereicht geht auch.

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