Schlagwort-Archive: Gute Nacht!

Gute Nacht, @klappstulli! (45)

Ein zerzauster Garten am Waldrand. Darin ein Holzhaus für die Kinder, Duftjasmin, Hängematten, eine Feuerstelle. Ein Häuschen mit Veranda, ein Schuppen und draußen ein Klo. Viel märkischer Sand, und trotzdem alles grün. Alte Apfelbäume. Eine Eiche. Zur Erinnerung ein paar Gartenschrammen an meinen Armen, weil ich unbedingt den Torbogen frei schneiden wollte. Als wir wieder in der Stadt waren, fiel mir auf, wie erholsam das war.

Gute Nacht, @klappstulli! (42)

Es regnet so heftig, dass einfach alle stehen bleiben. In Hauseingängen, unter Brücken. Ich laufe an ihnen vorüber. Meine Brille ist beschlagen und verregnet, ich trage sie in der Hand. Von meinem Ärmel läuft Wasser. Die beiden unscharfen, roten Flecken da: die bewegen sich. Das müssen meine Füße sein. Ich versuche schon längst nicht mehr, den Pfützen auszuweichen. Meine Schuhe, meine Strümpfe sind nass wie Küchenschwämme. Ich trete mit Schwung ins Wasser. Es ist sommergewitterwarm, und könnte ich was sehen, wäre es vielleicht sogar schön.

Gute Nacht, @klappstulli! (41)

Hellgrau mischt sich in Weiß. Ein paar Vögel singen noch. Das Grau wird dunkler. Schwer zeichnen sich die Wolken ab. Draußen wird es still. Die Wolken treiben auseinander. Der Himmel dahinter ist überraschend klar. Ein Hauch Orange im Wolkengrau verrät, dass die Sonne untergegangen ist. Ein Blick auf die Uhr. Ich habe gerade zwei Stunden lang zugesehen, wie es dunkel wird.

Gute Nacht, @klappstulli! (40)

Ich schneide Bartnelken. Eine weiße zuerst. Dann zwei dunkelrote. Dazu etwas von dem Rankengewächs, das den Misthaufen fest umschlungen hält. Mein Liebstöckl ist ins Kraut geschossen und trägt nun gelbe Blütendolden. Die zierliche Kresse blüht weiß. Ich nehme von beidem etwas mit. Sehr essbar riecht, was ich jetzt in den Händen halte. Spinat müsste gut dazu passen. Vor drei Wochen hätte ich den ernten sollen, jetzt steht er überkniehoch. Ich pflücke ein paar Stiele ab und stecke sie rechts und links neben den Nelken fest. Dann klaue ich noch gelbgrünen Frauenmantel aus der Rabatte, die gar nicht meine ist, und freue mich über den ersten Gartenstrauß in diesem Jahr.

Gute Nacht, @klappstulli! (39)

Die Kinder haben sie zuerst entdeckt. Mitten im Wald eine Lichtung, darauf die Reste einer Siedlung. Feldsteinsockel, überwachsen von wilden Erdbeeren. Eine kleine Eidechse sonnt sich dazwischen. Die Kinder haben aber nur Augen für die Erdbeeren. Käfer brummen. Die Akazie duftet süß. Es ist noch nicht Sommer, nur erst der Vorgeschmack darauf. Eins der kleineren Kinder legt jeder von uns eine ungefähr rote Beere in die Handfläche. „Hier, für euch! Die Frauen sollen auch was abbekommen.“

Gute Nacht, @klappstulli! (38)

Die Tür zum Hof steht offen. Ein Ziegelstein liegt davor. An der Hauswand haben wir Brennholz gestapelt, wir müssen immer noch heizen. Von unserem Fenstergitter aus sind Wäscheleinen über den Hof gespannt. Jemand hat Wäsche raus gehängt. In der Mittagssonne sehen die Schatten der Wäschestücke wie Scherenschnitte aus. Ein Klammerbeutel ist dabei, der an ein Puppenkleid erinnert. Unter der Leine steht auf verwittertem Beton eine alte Bank. Davor ein Klapptisch, etwas entfernt ein hölzerner Stuhl. „Komm, wir essen heute draußen“, sagt Kristina. Ich setze mich zu ihr und sehe zu, wie die Handtücher flattern und das Puppenkleid sich dreht.

Gute Nacht, @klappstulli! (37)

„Jetzt kann ich endlich das Feuer knistern hören“, sagt Daniel. Es ist ruhig geworden am Eintopf-Ofen. Ein Kronkorken, ein Zischen. Hinten, wo die Bewegungsmelder das Licht anschalten, sind die Kinder mit ihren Laufrädern.

Daniel hat Kesselgulasch gekocht, und angelockt vom Feuer kamen wir einer nach dem anderen in den Hof. Eigentlich nur, um Altpapier oder Flaschen runterzubringen. Um Guten Tag zu wünschen oder ein frohes neues Jahr.

Meine Haare riechen nach Rauch, mir ist von innen ganz warm. Der Kronsohn sagt, seine Augen sind müde. Das macht das Feuer. Ich nehme mir vor, viel öfter in die Glut zu starren.

Gute Nacht, @klappstulli! (36)

Nicht kalt genug für Winter, aber doch winterlich dunkel. Lange und tief dunkel. Wir sind, und das ist das Beste daran, noch wach. Ich habe Kerzen angezündet. Das Kind knackt Nüsse. Gelegentlich malt es was oder sieht fern. Es ist ausgeschlafen. Der Mann knistert in der Küche herum. Es riecht nach Kohl und roter Bete. Es wird Suppe geben. Irgendwann später, es eilt nicht. Alle machen alles ganz langsam. Sogar das Kind. Es knallt viel leiser als sonst gegen den Türrahmen, liegt mal schief auf dem Sofa oder sitzt ganz still und trinkt Apfelsaft. Später zeigt es mir einen Hund in einem Trickfilm. Wir waren alle schon lange nicht so aufgeräumt.