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Das Jagdschloss Moritzburg.

Das barocke Jagdschloss Moritzburg ist ernüchternd für alle, die gerade aus Pillnitz kommen. Dabei ist das Schloss selbst, wie es sich da auf seiner Insel hinstreckt wie ein millionenschwerer Fußballstar auf seiner Yacht, durchaus einen Umweg wert. Prächtig ausgestattete Säle, das Federzimmer und überall Öfen, die teils aus bemalter Keramik und teils aus Eisen bestehen. Geweihsammlungen und Ledertapeten. Ein bisschen kerlig eventuell. Und sein Garten ist eben der eines Jagdschlosses. Ein Wildtiergehege gibt es, und Wäldchen, in denen sich die Herrschaft zum Tiere schießen tummelte. Die Fischteiche, die die Anlage umschließen, sind beeindruckend als menschliche Kultivierungsleistung. Das ist eine recht blumenfreie Angelegenheit, und so sieht auch das Gehöft aus. Man kommt überall prima mit dem Pferd lang, die Wege sind breit genug. Die Kastanienalleen waren insofern etwas besonderes, als die Kastanie zur Zeit ihrer Pflanzung ein „Modebaum“ war, der zunächst vor allem in fürstlichen Parks angesiedelt wurde. Aber von heute aus betrachtet sind es eben Kastanienalleen. Schön symmetrisch, mit reichlich Platz für kurzgeschorenen Rasen. Selbst das kleine Rokoko-Schloss neben dem eigentlichen Schloss, das Fasasenschlösschen, ist ein Schmuckkästchen auf einer Streuobstwiese mit angeschlossener Fasanenzucht. Das hat seine Richtigkeit, die Schlösser waren genau so gemeint. Statt der Fasanen gibt es heute zwar nur noch Wildgänse, aber wer gerne durch den Wald streift und für den überraschenden Anblick eines Leuchtturms an einem Fischteich zu haben ist: Bitteschön! 

Für die Ausflugsplanung:

Moritzburg ist 15km von Dresden entfernt. Wer mit dem Zug kommt, fährt bis Dresden-Neustadt, und von dort weiter mit Bus 326 Richtung Radeburg bis Schloss Moritzburg.

 Ein bisschen lustiger dürfte die Anreise mit der historischen Schmalspurbahn „Lößnitzdackel“ sein.

Das Spielschloss Pillnitz.

Berühmt ist Pillnitz wegen der Gräfin Cosel und als Filmkulisse, berühmt sein sollte Pillnitz wegen des englischen Gartens, der botanischen Sammlung, der über 200 Jahre alten Kamelie und des Botaniker-Königs Friedrich August I. Beide Gesichter von Schloss und Garten sind noch immer vorhanden, gehen ineinander über und zeigen, wie sehr sich die Vorstellung von Mensch und Natur in ihrem Verhältnis zueinander verändert hat. 

Das barocke Lust- oder Spielschloss ist repräsentativ, und sein Garten zeigt neben dem Geltungsbedürfnis seiner einstigen Besitzerin auch, wie Natur in ihr fremde Formen gezwängt wird. Keine Hecke, die nicht eine Aufgabe hätte. Kein Beet ohne Spiegelbild. 

Durch eine Sammlung an Nadelgehölzen, die aussehen wie ein sehr finsterer Märchenwald, führt der Weg in den englischen Garten, zu verschiedenen Gewächshäusern, zur riesigen Kamelie: Ganz anders, viel freier und ungezähmter wächst hier alles. Unzählige Arten sind in diesem Teil des Gartens zusammengetragen worden. Eher aus Wissensdurst als zum Angeben. Alle Bauten zu dem Zweck, dass die Pflanzen darin unbeschadet über den Winter kommen. So unterschiedlich konnten Staatsfinanzen eingesetzt werden, und so sehr hat die Zeit die Bedürfnisse verändert. 

Wem das alles zu weit weg ist: Im Grunde noch interessanter als die Geschichte des Schlosses ist vielleicht die des Palmenhauses, das nur aus Versehen die DDR überlebt hat. Eine aktuelle Ausstellung im Haus zeigt, wie der Bau geplant und ausgeführt wurde, und warum es bis heute eine architektonische Sensation ist.

Für die Ausflugsplanung:

Pillnitz gehört zu Dresden. Schloss & Park sind in der August-Böckstiegel-Straße 2,  01326 Dresden.

Der Schlosspark hat ganzjährig geöffnet. Vom 01.April bis 05.November zwischen 9:00 und 18:00 Uhr müsst ihr allerdings Eintritt zahlen. 

Das Palmenhaus hat ebenfalls ganzjährig geöffnet.

 Die Kamelie blüht Mitte Februar bis Mitte April.