Archiv der Kategorie: Nebelthau

GR 019 – Vom Mai und von den empfindlichen Sommerhelden (1)

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Otto Nebelthau beginnt das Mai-Kapitel mit einem Wetterexkurs. Die Eisheiligen sind der letzte Kälteeinbruch im Mai, und den gilt es abzuwarten. Danach dürfen Zuckermais, Sellerie und Stangenbohnen, Tomaten, Gurken, Kürbisse, Melonen, spanischer Pfeffer und Artischocken ins Freiland gesät werden. Weil bei Nebelthau ein Gemüse niemals allein kommt, werden passende Rezepte gleich mitgeliefert. Nebenher wird einerseits die amerikanische Küche verspottet, andererseits mehr Maisanbau zwischen Nordsee und Alpen gefordert. Und das Zubehör zum Anbau von Bleichsellerie gab es seinerzeit zum Verdruss des Autors leider auch nur in New York. Einen Garten, der groß genug ist, um darin Mais anzubauen, nennt man heutzutage Feld.

Anmerkungen zum Text:

Die Eisheiligen liegen nach neuem Kalender zwischen dem 23. und dem 27.Mai – Knollensellerie und Bleichsellerie – Die Kataloge der New Yorker Firma Max Schling Seedsmen findet man überraschender Weise immer noch im Netz – Abdeckungen für Bleichsellerie werden heute aber nicht mehr benötigt Zuckermais vs. Futtermais – Das Gericht Succotash und wie es zubereitet wird – Stangenbohnen brauchen Rankhilfe

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GR 018 – Mein Obstgarten (3)

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Der 3. Teil des Obstgartenbuches ist instruktiv, hat aber seine Längen. Wer käme auf die Idee, Astgabeln und Zweigeszweige wortreich zu umschreiben, statt eine hübsche, übersichtliche Grafik einzufügen? Kann ich euch sagen: Otto Nebelthau. Aber der war ja auch Schriftsteller und nicht Maler. Wir geraten also hart an die Grenze des durch Worte Darstellbaren. Slapstick ist der Abschnitt über das richtige Anlegen der Leiter, wobei man sich klar machen möge, dass die Aluminium-Klappleiter noch nicht erfunden war. Gefährlich war seinerzeit das Gärtnerleben! Abschließend gibt´s Gartenunterricht: Die Wasserversorgung des Baumes wird unter dem Stichwort "Saftstrom" unwissenschaftlich, aber doch irgendwie ganz reizend erklärt. Wir erfahren die Namen der Zweige, an denen sich später im Jahr Früchte bilden. Die heißen Fruchtspieße, Fruchtruten, Fruchtkuchen, Ringelspieß und Ringelwuchs und müssen immer dran bleiben.

Eine hübsche, übersichtliche Grafik aus dem Inneren eines Baumes – Eine häßliche, aber ebenfalls übersichtliche Grafik aus einer Baumschule: Was kann ab, was bleibt dran? – Was ist eigentlich ein Wasserschoss, und kann das weg? – Fruchtkuchen, aber ohne Erdbeeren – Nerds mit Äpfeln heißen Pomologen – Was Pomologen machen, ist so speziell, dass sich nicht einmal mehr die Wikipedia auskennt (NEIN! Kein Link.) – Macht aber nichts, bei Wikisource gibt es die Pomologischen Monatshefte – Ich bin befremdet: Über Fruchtspieß und Ringelspieß weiß das heutige Internet praktisch nichts

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GR 017 – Mein Obstgarten (2)

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Mein liebster Satz in diesem Abschnitt ist dieser: "Aber das Entscheidende besteht nicht in der gewaltsamen Anpassung der Kronen deiner Bäume an das Idealbild, sondern in dem Befolgen des Grundsatzes, aus dem das Idealbild erwachsen ist." In meine Sprache übersetzt heißt das ungefähr: Sieh dir den den Baum an, den du hast, und mach´ das Beste draus. Das ist eine sehr vernünftige Haltung, nicht nur im Bezug auf Bäume. Ansonsten bedient sich Nebelthau teilweise eines sehr verstörenden Vokabulars, wenn er etwa von den Todeskandidaten unter den Ästen spricht, von Zweiggruppen, die zu Gestrüpp ausgeartet sind, oder wenn er über die Tugend an sich referiert. Das ist dem Streit über das Wort Unkraut vergleichbar, das man heute technisch korrekt als Beikraut oder Kulturpflanzenbegleiter bezeichnet. Alles Handwerkliche hat sich seit dem Erscheinen des Buches 1935 nicht verändert. Noch immer schneiden wir die Kronen so licht aus, wie es geht, entfernen Äste so glatt wie möglich und verarzten den Baum anschließend mit Baumwachs.

Shownotes:

Unkraut oder Beikraut – Obstbaumpflege heute: Erziehungs- und VerjüngungsschnittBaumschereHippeObstbaumsägeBaumwachs

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GR 016 – Mein Obstgarten (Einleitung)

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Die Einleitung ist ähnlich der des Gemüsegartenbuches eher erzählerisch denn eine Gebrauchsanleitung für den Garten. Die Lektüre lohnt aus historischen Gründen. Wir finden hier ein sehr anschauliches Beispiel dafür, dass wir noch immer die gleichen Dinge tun, aber unser Verständnis der Dinge, die uns umgeben, ein anderes ist. Nebelthau beginnt mit der Geschichte des Kulturapfels. Dessen Heimat ist, wie heute angenommen wird, Asien. Seine Verbreitung verlief sehr wahrscheinlich über Handelswege. Umstritten ist, ob er auf Kreuzungen des Holzapfels, des Asiatischen Wildapfels oder des Kaukasusapfels mit anderen Sorten zurück geht. Die Kaukasusgeschichte, die Otto Nebelthau erzählt, ist aber jedenfalls sehr hübsch und nicht ganz falsch. Zutreffend ist auch, dass die Vermehrung von Apfelbäumen anders funktioniert als der Laie annimmt. Den Vorgang der Gehölzveredlung als "Wunsch nach immer höherer Vollkommenheit" zu beschreiben, dem "nie mehr eine Grenze gesetzt sei" - damit wären wir etwas zurückhaltender. Auch mit der Symbolkraft des Apfelbaumes arbeiten wir inzwischen sparsamer. Die biblischen Bilder können wir zwar noch verstehen, an ihre Stelle sind aber heute eher naturwissenschaftliche Aspekte getreten. Das letzte Bild, das Nebelthau zeichnet, ist wiederum überraschend. Er vergleicht das Leben eines Apfelbaumes mit dem eines Menschen. Aber macht euch keine Sorgen, weder wir noch unsere Apfelbäume sterben mit sechzig. Hundert Jahre sind drin. Mindestens!

Shownotes:

Das Wichtigste über Kulturäpfel, etwas weniger romanhaft zusammengefasst in der Wikipedia – Die ursprünglichen Sorten: Kaukasusapfel, Holzapfel, Asiatischer WildapfelDer Apfel als Symbol (Rechengeräte werden ausnahmsweise nicht berücksichtigt) – Über das Veredeln von Obstbäumen

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GR 012 – Würz- und Heilkräuter, mehr Wasser, mehr Unkraut.

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Nebelthau unterteilt wie mein Hausmeister in Kraut und Unkraut - und genau wie mein Hausmeister findet er Schachtelhalm eine Plage. Der Autor macht sich sodann Gedanken über das Gießen und traut sich nicht so richtig, "in den Garten pinkeln" dazu zu zählen. Er sagt auch gar nicht "in den Garten pinkeln", das traut er sich nämlich auch nicht. Er bemüht einen Tiervergleich. Die bisher bei weitestem komischste Stelle des gesamten Buches. Weil er die nützlichen Sachen so schnell abarbeitet, gibt es dieses mal etwas, das wir bisher nicht gebraucht haben: Shownotes.

Shownotes:

a – ausdauernd
e – einjährig
z – zweijährig

Kräuter: Alant (a), Angelika (a), Anis (e), Basilikum (e), Beifuß (a), Bohnenkraut (e), Borrtesch (e), Dill (e), Estragon / Gartenbertram (a), Ysop (a), Kerbel (e), Kümmel (z), Majoran (e), Rosmarin (a), Krauseminze (a), Pfefferminze (a), Salbei (a), Tripmadam, Wermut (a)

Unkräuter: Brennnessel, Hederich, Melde, Nachtschatten, Löwenzahn, Quecke, Dreiblatt, Schachtelhalm

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GR 011 – Überreichliche Arbeit, Unkraut und Wässern

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Inzwischen sind wir im April angelangt, bauen Rote Bete und Mangold an, legen aber auch noch flink ein paar Erbsen. Dann widmen wir uns einem Gemüse, dass es fast schon nicht mehr gibt: Den Mairüben, zu denen auch die Teltower Rübchen gehören. Wieder einer dieser Tage, an denen ich der Wikipedia dafür danke, dass es sie gibt.

Teltower Rübchen, … halbiert mit in Butter karamellisiertem Zucker, abgelöscht mit Fleischbrühe, gedünstet, wobei eine konzentrierte, dunkle Sauce entsteht, die mit wenig Mehl leicht gebunden wird

… klingt fantastisch! Ich will das schmecken. Aber ach, ich schweife ab. Nebelthau macht das auch andauernd, trotzdem kommt er dann doch noch zum Kohl. Weißkohl, Rotkohl, Wirsing, Rosenkohl, Kohlrabi, Blumenkohl und Grünkohl. Schon beim Lesen wird mir klar, dass ich den Kohl auslassen werde. Mir widerstrebt die Idee, Kohl mit Köpfen zu vergleichen. Kohl stinkt. Kein Kohl in meinem Garten!

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GR 010 – Noch immer März

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Ein reines Salatkapitel, an dessen Ende wiederum ein Rezept von schlichter Schönheit steht. Bis dahin lernen wir alles, was es über die Anzucht und Pflege von Salat zu wissen gibt. Wie man ihn aussät, wie pikiert wird, ab wann ins Freiland gepflanzt werden darf. Wofür das alles gut ist? Damit man sich nicht vor seinem Gemüsehändler blamiert, dem man im Übereifer erzählt hat, von Mai bis November könne man gut für sich selber sorgen. Offene Fragen: Was ist eigentlich Peru-Balsam? Schönste Wortgruppe: Linder Regen.

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GR 009 – Die ersten Aussaaten (2)

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Wir sind noch immer im März. Der zweite Teil des Kapitels über die ersten Aussaaten ist einigermaßen bizarr. Ich meine mich zu erinnern, im Biologieunterricht auch Bohnen zerschnitten und Bohnenkeime untersucht zu haben, aber ich wäre doch nie soweit gegangen, das Saatgut vor dem Aussäen zu verputzen. Die kleinen, schwarzen Krümel, aus denen später mal Radieschen werden sollen. Oder eingetrocknete Erbsen. Das riecht nicht gut, das sieht nicht gut aus, das möchte nicht gegessen werden. Außer vielleicht geröstet und mit Wasabi umhüllt. Aber selbst dann eigentlich nicht. Nebelthau behauptet nun genau dies: Man müsse Klarheit gewinnen über das, was man da im Boden versenkt, und Saatgut anknabbern gehöre dazu. Ein Gedanke, der mir nicht recht schmecken will. Es ist aber auch sonst ein sehr gefräßiges Kapitel, in dem wir Puffbohnen, Spinat, Radieschen, Rettiche, Gartenkresse, Petersilie, Perlzwiebeln, Lauch, Schwarzwurzeln und Schnittlauch anbauen und zuzubereiten lernen. Weil Nebelthau gerne abschweift, ist dazwischen Platz für Kreuzzüge und die Geschichte, wie der Spinat nach Europa kam. Wer danach keinen Hunger hat, ist kein Mensch.

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GR 008 – Die ersten Aussaaten (1)

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Zu den ersten Aussaaten des Jahres gehören Erbsen und Möhren. Nebelthau erklärt, wie man die richtig sät und pflegt, wann man sie gießt und wann besser nicht. Ich wünsche mir gerade, ich hätte das Kapitel etwas eher gelesen, ich habe nämlich schon Erbsen und Möhren gesät und stelle gewisse Abweichungen fest. Häufigster Anfängerfehler: Zu dicht gesät. Meine Erbsen lagen höchstens 2 cm auseinander. Die Möhrensamen habe ich weder mit Erde vermengt noch habe ich den Boden darauf verdichtet. Bestätigen kann ich allerdings, dass die Möhren exakt in dem Moment aufgegangen sind, in dem ich den Glauben an sie verloren habe. Auffälligstes unbekanntes Verb dieses Abschnitts: Stiefeln. Stiefeln heißt etwas anderes als laufen, gehen, schlendern oder entlang latschen. Gemeint ist, dass man den Erbsen ein Klettergerüst aus Reisig baut, an dem sie emporranken können.

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GR 007 – Garten im März (2)

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Ich lese das März-Kapitel zu Ende, in dem es um die letzten Vorbereitungsarbeiten geht, bevor Beete angelegt werden und gepflanzt oder gesät werden kann. Zur Vorbereitung gehört auch, dass ein Plan gezeichnet wird. Planen klingt angenehm vorwärts gerichtet, ist es aber nicht. Der Gartenplan ist in Wahrheit dazu gedacht, sich im nachfolgenden Gartenjahr noch daran zu erinnern, welche Pflanze an welcher Stelle stand. Niemals dürfen die gleichen Pflanzen an den selben Ort gesetzt werden. Außerdem beanspruchen verschiedene Pflanzen den Boden in unterschiedlicher Weise, zehren ihn stärker oder weniger stark aus, gedeihen besser in einem nährstoffarmen oder nährstoffreichen Grund. Auch deshalb muss notiert werden, was zuvor wohin gepflanzt wurde. Dreieinhalb Merksätze gibt uns Otto Nebelthau dazu an die Hand: 1) Alle Hülsenfrüchte sind schwach zehrende Gemüse. 2) Alle Wurzelgemüse sind mäßig zehrende Gemüse. 3) Alle anderen Gemüse sind stark zehrende Gemüse. Außer Spinat. Was mit dem Spinat ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht erfahren wir das in einem anderen Kapitel. Inzwischen sind meine Gartenarbeiten ungefähr auf dem von Nebelthau beschriebenen Stand des März-Gartens. Dort, wo ich schon umgegraben habe, waren reichlich Regenwürmer. Keine Engerlinge, keine Drahtwürmer. Das trifft sich gut, denn ich habe gar keine Hühner, an die ich sie verfüttern könnte. Weil ich nicht weiß, was im vergangenen Jahr überhaupt in meinem Garten gewachsen ist, säe und pflanze ich alles dahin, wo ich es hübsch finde. Ob das geeignete Standorte sind, wird mir der Herbst zeigen. Ich beobachte und notiere. Mit einer Sache hat Nebelthau aber jedenfalls Recht. Es macht glücklich, in einem frisch eingerichteten Beet mit der Aussaat zu beginnen: Wildrauke, Dill und Schnittlauch.

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