Ankunft.

Es klingelt unten. Ich mache, was ich in solchen Fällen immer mache: Vom Balkon aus nachsehen, wer außer meinem Kind mich Sonnabend früh um 10 schon für wach hält. Letztens kam einer, der mit Türschlössern handelte. Die vorhandenen Schlösser hatten ihn augenscheinlich nicht aufgehalten, meine Nachbarn sind gesellige Menschen. Ich wollte nicht über Gott reden, Kataloge, Zeitungen und Reklame geliefert bekommen, und erst keine Tiefkühlpizza von b*frost. Leider schien jeder Wert darauf zu legen, dass ich ihm das persönlich sage. Ich meide solche Gespräche, denn ich enttäusche ungern. Ich stelle mich tot. Ich bin sehr gut darin. Staubsauger aus. Hinsetzen. Solange warten, bis ich es bei den Nachbarn läuten höre. Rein darf nur, wer vor der Tür ein gelbes Auto mit roten Buchstaben drauf abstellt. DHL. Dann ziehe ich, so schnell ich kann, die Zimmertüren zu, wo es unordentlich ist (überall) und mir noch eine Hose an.

Tatsache, ist DHL. Und das vor dem ersten Kaffee! Ich drücke den Summer und reiße meine Wohnungstür auf. Barfuß. Ungekämmt. Aber mit Hose. Meine Gegenübernachbarin macht im selben Moment das Gleiche. Wir kucken uns ein bißchen verstört an, noch nicht auf Menschen vorbereitet. „Mein Paket oder deins?“, fragt sie schlaftrunken, im Bademantel. Der Post präsentiert man sich doch ungenierter als den meisten Freunden. Eine Fotoserie „Von der Post überrascht“, die kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, etwas bestellt zu haben. „Bestimmt Deins“, entgegne ich. Wir hören die Postfrau schnaufen. Sie schleppt ein riesiges Paket die Treppe hoch. „Für jeden eins“, klärt sie uns auf. „Hab nicht beide geschafft, muss nochmal zum Auto.“

Das erste Paket ist für meine Gegenübernachbarin, die sich wieder ins Bett verabschiedet, sobald sie den Empfang quittiert hat. Das zweite ist noch etwas größer, noch etwas schwerer und in schlichten, braunen Karton verpackt. Es ist beinahe so groß wie ich, dieses Paket. Mein Blick fällt auf die grüne Schrift. Auf das Kleeblatt. Oh nein! Die Baumschule hat´s nicht mehr ausgehalten in den Startlöchern und ist einfach mal losgelaufen. Ich habe jetzt Himbeeren. Willamette, Glen Ample, Aroma Queen, Schönemann, Meeker und eine kleine, struppige Wildhimbeere. Rubus idaeus.

Der Winter zeigt sich davon unbeeindruckt. Er pfeift ein munteres Liedchen, es handelt vom Eis. Meine Himbeeren stehen unterdessen im Keller in einer Kiste voller Stroh. Die Wurzelballen in Töpfen, mit Folie umwickelt. Ich weiß nicht, wie lange sie es dort aushalten. Vor allem weiß ich nicht, wie lange ich das noch aushalte.

2 Gedanken zu „Ankunft.

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