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Alles raus, was Flieder ist!

Ich hadere mit dem Flieder, seit ich den Garten habe. Immer war er im Weg, ich habe mir den Kopf dran gestoßen, bin mit Ärmeln hängen geblieben und kam mit dem Rasenmäher nicht drum herum. Er war aber auch die Stelle im Garten, an der der Kronsohn im Stehen zu pinkeln gelernt hat, wo man schnell mal die Harke abgestellt hat oder wo die Gartentonne hing. Jetzt ist der Flieder weg. Ausgegraben. Abgesägt. Jetzt kann des Kronsohns kleiner Kirschbaum groß werden, und ich wäre bereit für eine Hollywoodschaukel.

Gelichtet

Die Aprikose ist angewachsen, aber über ihr haben sich zwei olle Flieder zusammengerottet und den Platz für das Höhenwachstum begrenzt. Auf die Frage „Aprikose oder Flieder?“ gibt es nur eine Antwort. Den einen Flieder habe ich gefällt, den anderen stark zurückgeschnitten. Weil ihn ein Efeu fast erwürgt hat, habe ich den in weiten Teilen abgenommen. Die meisten Äste, die ich herunter geschnitten habe, waren morsch, manche tot, der untere Teil des gesamten Baumes verkahlt. Wie ich meinen Flieder so einschätze, schlägt er im Frühjahr aus wie’n junger Gaul beim Hufschmied. Sein Kumpel, der Apfelbaum, tat eben dies. Auf dessen Herbstschnitt freu ich mich auch schon ganz dolle. Nicht.

Wider den Flieder.

„Flieder“, sprach meine kluge Mutter seinerzeit, „Flieder sind die Ratten der Gärten“. Ich dachte an die Fliederbouquetes, an den doppelten weißen vom Urgroßvater, und an den dunklen natürlich. Das war kein sehr rattiger Gedanke. Ich verstand nicht, worauf sie hinaus wollte. Bis vorgestern.

Vorgestern, es war der 2.März, habe ich meinen Garten in Besitz genommen. Zaghaft zuerst. Mal sehen, was da so ist. Und da war so einiges! Eine kleine schwarze Johannisbeere, wohl erst im Vorjahr gepflanzt. Ein gigantischer Apfelbaum, der dringend professionelle Behandlung braucht. Schneeglöckchen und Winterlinge, Krokusse und Tulpenspitzen, allerhand Rosen, Schilf, Farn, eine hoch gewachsene Hortensie. Freundlich gaben wir uns die Hand.

Dann jedoch: Der Flieder. Nicht ein Flieder, sondern eine ganze Bande. Mir begann zu dämmern, was die Mutter hatte sagen wollen. Es beginnt mit einem Flieder. Aber ehe man sich versieht, ist der gesamte Garten voller Flieder. Nicht dunkellila oder doppelt weiß. Ich habe den strickjackenfarbenen. Nur den und keinen anderen. Drei große und alle ihre Ableger seit mindestens zehn Jahren, in liebevoller Umarmung mit einer Mahonie. Eine Art Bürgerwehr ist das, was daraus hervorgeht. Wer dem Flieder zu nahe tritt, mit Gartenschere oder Fuchsschwanz womöglich, den sticht das Blatt der Mahonie. Die sieht bis dahin ganz lieb aus. Blanke Blätter, rot und grün. Ein hübsches Ding, aber stachelbewehrt an den Rändern. Na warte, denkste dir. Oder „Nu, pogodi!„. Wird eben zuerst das Stachelblatt gekürzt. Während du das noch denkst und mit der Gartenschere nach der Mahonie greifst, schlagen dir die jugendlichen Fliederschößlinge wie Peitschen auf die Hände. Das zwiebelt gemein!

Genutzt hat es ihnen nichts, denn eines der besten Weihnachtsgeschenke, die ich jemals bekam, war ein grünes paar Gartenhandschuhe. Die sieht der Flieder nicht. Die beiden großen Fliederbäume habe ich stehen lassen, den Rest zurückgeschnitten. Die Mahonie habe ich ganz weggenommen, denn es steht noch eine weitere neben dem Apfelbaum.

Übrig geblieben sind zwei Aufgaben, von denen ich noch nicht weiß, wie ich sie löse. Die eine hat mit Kraft zu tun, lässt sich aber vielleicht auch mit Geduld bewältigen. Die ganzen Stubben und Strünke der Fliederbande müssen ausgebuddelt werden. Sie verhalten sich wie die Hydra der Mythologie, sie sind sogar noch ein bißchen unsterblicher. Jeder einzelne ist im Stande, eine neue Armee Flieder hervorzubringen. Strickjackenfarben.

Die zweite Aufgabe besteht darin, die abgeschnittenen Zweige und das Wurzelwerk fachgerecht zu entsorgen. In ländlicher Gegend kein Problem, da wird gehäckselt und kompostiert. Das geht bei uns im Innenhof nicht. Mal sehen, was die BSR da für unschlagbare Angebote hat.