Ich hatte, als die Beete leer waren, noch fix Salat gepflanzt. So groß wie im Sommer sind die Pflanzen nicht geworden, aber sie sind anstandslos angewachsen und bisher auch nicht erfroren. Gestern habe ich einen davon geerntet. Immer noch besser als alles, was im Supermarktregal liegt.
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Gartenlogbuch Oktober
Ende Oktober, und bisher kein Frost. Mangold und Rote Bete sind noch draußen. Die letzten Tomaten habe ich zum Nachreifen an der Rispe reingeholt. Himbeeren werden reif, bis es friert. Der Apfelbaum wirft in den nächsten zwei, drei Wochen sein Laub ab. Die Wintersteckzwiebeln haben ausgetrieben und bringen neues Grün ins Beet. Der Herbstsalat könnte tatsächlich etwas werden. Leider passt er nicht mehr unter die Plasteflaschen, die eventuell das billigste Gewächshaus der Welt sind. Außerdem habe ich schnell noch die Tulpen für´s nächste Frühjahr vergraben.
Herbst, vereinzelt Pilzwetter.
Der Kronsohn möchte noch immer lieber im Auto warten, wenn wir in die Pilze gehen. In diesem Jahr eine kluge Entscheidung, wir haben fast keine gefunden. Aber zwei von diesen sehr wenigen waren Steinpilze. Daraus lässt sich zweimal was machen. Erstens, Selfie mit Steinpilz. Zweitens, Gulasch mit Steinpilz. In dieser Reihenfolge.
Gartenlogbuch September
Ein Gartenlogbuch gab es lange nicht mehr, es war einfach zuviel zu tun. Nach dem vermutlich letzten Rasenmähen des Jahres bin ich mit der Kamera durch den Garten gegangen. Da wächst mehr als ich annahm. Die letzten Kartoffeln sind zwar raus, aber Mangold, rote Bete und Zuccini stehen immer noch. Es wäre auch nicht unklug, ein paar Kräuter und Gewürze zu ernten und für den Winter zu trocknen. Lorbeer und Rosmarin, Thymian und Bohnenkraut, Salbei und Pfefferminze. Auf die flauschigen Quitten freue ich mich.
Statt Land: Fluss. Der Volkspark Rehberge
Nur schnell einen Schluck Landschaft, dachten wir. Ein bißchen Weite zum Schweifen. Einmal durch´s Laub rennen, bevor der Berliner Premium-Herbst vorbei ist. Keine Zeit, die Stadt zu verlassen. Keine Lust, zuhause zu bleiben. Fluss wäre schön, Kanal ginge auch. Ein See vielleicht?
Der Volkspark Rehberge im Berliner Wedding ist wie der Stadtforst der nächstgelegenen Kleinstadt. Mittendrin stehen doppelt eingezäunt ein paar Mufflons und ein bißchen Federvieh, am Kanal wird geangelt und im Stadion läuft ein Bezirksligaspiel. Dazwischen sind Alleen mit Bäumen so hoch, dass kein Himmel mehr bleibt, wilde Wiesen und jede Menge Bänke. Die Kleingärten drum herum sind je nachdem, wie man selbst ist, entweder spießig oder eine Ansammlung lustiger Einfälle, weitgehend aber zwergenfrei.
Für die Ausflugsplanung:
Volkspark Rehberge
Windhuker Straße 52A
13351 Berlin
Bus 221 (Haltestellen: Transvaalstraße oder Otawistraße)
Das große Aufräumen.
Irgendwann, ich war grad nicht da, ist die Zuccini einfach über alles drüber gewachsen. Ich mag Zuccini, ich hab sie gelassen. Die blüht immer noch, ich ernte weiterhin. Wir kommen gut miteinander aus. Eintopf, Auflauf, mit Möhrenstreifen an Spagetti oder gefüllt – ich hab immer noch mehr Ideen als Zuccini.
Bloß um die Zuccini herum war ein bißchen der Sonntag raus. Welk hingen die Kartoffelstrünke, der Lavendel abgeblüht. Vereinzelte Möhrchen tummelten sich bei den Erdbeeren, die im übrigen das erstaunlichste aller Unkrautvernichtungsmittel sind. Zwischen zwei Erdbeeren passt genau: nichts. Sie haben Anker um Anker ausgeworfen, Schnur um Schnur gezogen, alles umrankt und damit selbst den Giersch erlegt. Ich begrüße das sehr. Die Himbeeren haben sich unterdessen selbständig gemacht und gehen eigener Wege. Ich weiß nicht genau, wie sie das machen, aber ich finde dauernd neue Triebe. Noch schimpfen die Nachbarn aber nicht, ich lasse den Himbeeren ihren Lauf.
Heute war der Tag, an dem ich aus dem ganzen Krempel wieder Beete gemacht habe. Mit geraden Kanten, ohne Strünke, ohne Erdbeerteppich. Junge Erdbeeren in ein neues Beet, alte Erdbeeren raus. Kartoffeln ernten. Ich weiß jetzt, warum Bamberger Hörnchen niemals in die industrielle Produktion geraten werden. Sellerie ernten. Eine der zugleich schönsten und häßlichsten Pflanzen. Rindenmulch in die Ecke mit den Heidelbeeren. Ganz zum Schluss die Herbstaussaat. Feldsalat. Und ein bißchen Kresse, falls es noch ein paar Tage warm bleibt.
Der Mangold bleibt noch, ein paar Kräuter auch. Die Äpfel müssen gepflückt werden. An einem anderen Tag.
Pflanzzeit!
Ich habe das Frühjahr beschimpft. Zur Strafe muss ich jetzt den Herbst loben. Was ich über den Herbst aus Mangel an Gelegenheit für dieses Wissen eben nicht wusste: Er ist die allerbeste Pflanzzeit. Zu kalt, hätte ich vermutet. Nee, schreibt mir meine Baumschule. Jetzt geht der Spaß erst richtig los! Ja, doch, die Pflanzen haben jetzt Ruhezeit. Das heißt, kein Stress mit Sich-Blätter-Wachsenlassen, Rumblühen oder Früchte tragen. Genau jetzt hätten sie Zeit und Muße, so richtig schön fest anzuwachsen. Ferien. Nichts Besseres zu tun. Einfach den Boden vorbereiten, schön lockern, vielleicht ein bißchen Komposterde rein mischen, vom kahlen Wurzelballen die geknickten Würzelchen entfernen und ab in die Erde mit dem Strunk. Angießen. Fertig! Als Schutz für den kleinen Setzling kann man ihn mit zusammengeharktem Laub einmummeln, schrieb die Baumschule.
Ich habe, weil es doch ein sehr überzeugendes und seltenes Obst ist, eine kleine Apfelquitte gekauft. Das täte jeder, der einmal so flaumige, aromatisch duftende Quitten für drei Euro fuffzich das Kilo in der Hand hielt. Die Nachbarn haben was von Quittenlikör gemurmelt. Wenn der nur halb so wohlschmeckend ist wie die Pflaumenschnapskostprobe, die mir neulich angetragen wurde, hat sich das Einpflanzen schon jetzt gelohnt. Etwa einen Meter ist mein Bäumchen hoch. Bis zu 50cm kann die Quitte pro Jahr an Höhe gewinnen. Mit der Herbstpflanzung hoffe ich ihr etwas Vorsprung verschafft zu haben. Ich freu mich auf die ersten Blüten!
Die Gärten anderer Leute.
Vor seinem Haus wächst ein Baum, den mein Freund Volker Bommelbaum nennt. Sind Bommeln dran, da hat er Recht. Es hat ihn, glaube ich, maßlos enttäuscht zu erfahren, dass das nur eine ganz normale Platane ist. Meine Mutter kultivierte eine Pflanzenart, die sie „Renterblume“ getauft hat, mit der besten aller Begründungen: „Weil alte Omas die in ihren Vorgärten haben.“ In Wahrheit handelte es sich um Mandelröschen. Was Volker der Bommelbaum und der Mutter die Rentnerblume, ist mir jede Art von Ziergesträuch. Häufig und gerne sehe ich mir die Gärten anderer Leute an und freue mich über alles Gebüsch das darin blüht und Früchte trägt. Ich glaube aber, es würde den Zauber empfindlich stören, wenn ich allzuviel darüber wüsste. Deshalb sagt mir bitte nie, wie der Busch mit den lila Murmeln dran heißt! Ich finde nämlich, „Lila Murmelbusch“ ist ein prima Name.
Monster
Es möchte ein Kürbis-Monster, ließ das Kind verlauten. Es hat jetzt eins. Unser Eichhorn hat sich fürchterlich erschrocken.
Werden. Vergehen. Leuchten!
Der Herbst hat unfassbare Farben. Pink, rosa, rot und orange beherrschen den Hof, und kurz, bevor sie runterfallen, sind die Blätter am schönsten.
Einer, der das anders sieht, ist mein Sohn. Er ist mit dem Herbst nicht einverstanden. Er findet das sehr unordentlich mit dem ganzen Laub am Boden. Die Blätter gehören an die Bäume, sagt er und möchte wissen, ob ich das nicht reparieren könne. „Die wachsen wieder“, versuche ich ihn zu überzeugen. „Ganz von selbst, im nächsten Frühjahr.“ Er glaubt mir das aber nicht. Vielleicht, weil er sich „nächstes Frühjahr“ noch nicht vorstellen kann.