Oder einfach mal nichts machen. Bloß kurz. Zwischen den Kissen sitzen, im Rücken zwei und eins im Arm. Die Füße hoch. Wollsocken und Stille. Angelehnt, zugedeckt. Eine Leselampe, aber kein Buch. Mir gegenüber steht ein Regal. Das steht erst seit kurzem da. Es riecht noch fremd. Ich kuck die Astlöcher an, die Astlöcher kucken zurück. Das Holz wird nachdunkeln, sie werden später kaum mehr zu sehen sein. Ich muss einfach nur hier sitzen bleiben. Das ist leicht, oder?
Schlagwort-Archive: Gute Nacht!
Gute Nacht, @klappstulli! (34)
Alles ist fertig, alles ist vorbereitet, alles ist verpackt. Fertig bin ich auch, vorbereitet weniger. Ganz unfestlich sitze ich hier und glänze kein bißchen. Die Haare nicht, und die Nägel erst recht nicht. Ein graues Strickkleid wäre genau das richtige für mich. Trotzdem werde ich morgen um diese Zeit mein Kind dabei unterstützt gehabt haben, dem Weihnachtsmann „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ vorzusingen. Und wenn Disney im Weihnachtsfilm immer Schlagersänger sinngemäß „Liebe ist die stärkste Kraft von allen“ vortragen lässt, dann glaubt das ruhig. Es stimmt nämlich, egal wie sehr das Gesinge in den Ohren klingelt.
Gute Nacht, @klappstulli! (33)
Es wird vermutlich weh tun. Ich gieße trotzdem nach. Auf dem Herd steht ein kleiner Topf mit Stiel, darin brodelt Glögg. Das ist Glühwein, den gibt’s bei IKEA, und IKEA tut auch immer ein bißchen weh.
Seit sie diese Lebensmittelabteilung haben, kaufe ich keine Kerzen mehr, sondern im Winter Lakritze und Glögg, sowie Zimtschnecken zu jeder Jahreszeit. Zimtschnecken sind Kringel gewordene Glückseligkeit. Mehr Zimt will ich, überall! Als Zimtstern, als Adventskranzdekoration, als Badezusatz und im Leben.
Aber zurück zum Glögg. Auf Weihnachtsmärkten, zwischen Grünkohl und Kettenkarussell, spricht viel für ihn. Ein Freund in der Kälte, der rote Wangen macht, übermütige Laune und warme Ohren. Es ist bloß so: In meiner Küche ist kein Weihnachtsmarkt. Grünkohl ist auch schon alle. Kekse gab es gar nicht. Dieser Advent ist an mir vorbeigehuscht, flink wie ein Eichhörnchen. Ohne Schnee, ohne Weihnachtsmarkt, ohne Tannenschlagen, ohne Türchen und ohne Bäckerei. Ich bin traurig und trinke Glögg. Das soll man nicht, denn bald nun ist Weihnachtszeit. Ja doch, das wird morgen früh ein bißchen weh tun. Aber erst die zweite Tasse.
Gute Nacht, @klappstulli! (32)
Arbeitsmontag, der auf Urlaubssonntag folgt. Eben noch Strandpromenade, salzige Luft im Haar, es riecht nach Küste, Fisch im Rauch. Jetzt schon wieder Tasche auspacken, Berliner Regen und nur noch unten im Waschkorb ein Rest Zuckersand.
Gute Nacht, @klappstulli! (31)
Meeresstille. So heißt das Haus gegenüber. Das Meer weiß davon nichts. Ich höre die Brandung bis hier drüben auf dem Balkon. Laut und gleichmäßig. Drüber hängen tief die Sterne. Aus meinen Hosentaschen, aus meinen Augenbrauen rieselt feiner Sand. Ich ziehe die Jacke fest zu und halte mein Gesicht in den Wind.
Gute Nacht, @klappstulli! (30)
Ich vermisse die leuchtenden Hochsommerhimmel früh am Morgen, die hellen Abende, die Nächte mit offenen Fenstern. Ich räume die leichten Seidenkleider weg und kaufe den Kindern neue Gummistiefel. Das große Blühen hat aufgehört. Ich muss nicht mehr jeden Abend gießen und pflanze schon für nächstes Jahr. Wir werden Brombeeren schmecken. Das wird schön!
Gute Nacht, @klappstulli! (29)
Der Beton ist ganz warm. Ein heftiger Windstoß, und vor mir flattert die Plane. Ich sehe vom Balkon aus auf die Kreuzung. Sommergewitterluft. Ein Wolkenbruch. Schwere, große Tropfen. Mit einem Mal ist es dunkel und kalt. Zwei Radfahrer, kurzärmelig, die Köpfe tief über die Lenker gesenkt, beeilen sich, nach Hause zu kommen. Eine Frau drückt den Blumenstrauß, den sie eben gekauft hat, fest an sich. Alle Autos fahren mit Licht. Vor einem Laden tritt jemand in eine Pfütze, die eben noch nicht da war.
Die Straßen sehen frisch gewaschen aus. Die Regentropfen werden feiner, gleichmäßiger. Vor der Balkonbrüstung steht die Platane wieder still. Nur ihre zarten Zweige ganz oben beben noch nach. Dann hört es auf zu regnen. Wolken, weiß auf weiß, mit leuchtenden Rändern, türmen sich über der Stadt.
Gute Nacht, @klappstulli! (28)
Ein Krokodil in Frauenkleidern, die Augen halb geschlossenen. So fläze ich auf dem Liegestuhl und blinzle in die Sonne. Wenn ich denke, die Haut wird zu trocken, stelle ich mich unter einen kalten Wasserstrahl. Dann lege ich mich wieder hin und döse. Ich bin ein Sommertier. Ich könnt‘ das ewig aushalten.
Gute Nacht, @klappstulli! (27)
Das Lieblingsmädchen hat heute Geburtstag. Elfriede. So nennt sie ihr Papa, obwohl sie ganz anders heißt. Er meint damit, dass er sie lieb hat. Trotzdem lieb hat. Es steckt immer ein bißchen seufzende Kapitulation darin, wenn er sagt „Na gut, Elfriede. Ich gehe nochmal runter in den Keller und hole dir dein Laufrad.“ Er hat sich gerade hingesetzt und wäre ganz gerne sitzen geblieben. In solchen Momenten heißt Elfriede ganz besonders nachdrücklich Elfriede.
Wir feiern also Elfriedes Geburtstag. Ich hab‘ ihr was ausgesucht. Das liegt auf einem großen Bogen Geschenkpapier. Ich schneide das Papier zu. Einmal rumwickeln, die Kanten gerade schneiden, die Enden nach innen umschlagen, sauber falten. Das Papier raschelt. Ich nehme nur ganz wenig Klebeband. Zwei Päckchen, ein großes und ein kleines. Ich freue mich diebisch. Elfriede, kleine Koboldfee! Wir werden Buntstifte brauchen!
Gute Nacht, @klappstulli! (26)
Müsste man mal. Das denke ich häufig, in letzter Zeit, und bin dann aber viel zu matt und schläfrig. In dem himmelblauen Planschbecken müsste man aber wirklich mal das Wasser wechseln. Dann wäre da frisches Wasser drin. Käferfrei. Ohne Sand, Blätter und Grashalme. Doch, das wäre schon gut. Ich stelle mir klares, kaltes Wasser vor. Ich bin gleich etwas weniger matt und schläfrig. Also Stöpsel raus. Es sickert. Es dauert. Ich denke an klares, kaltes Wasser und werde ungeduldig. Ich fange an, Wasser auszuschöpfen. Ich versuche, das Becken umzukippen. Das Becken ist aus Gummi und leistet Widerstand. Ich schöpfe weiter. Ich versuche noch einmal, das Becken umzukippen. Das bleibt zu schwer, und ich glaube, im Baum sitzt ein Eichhörnchen und kichert. Ich schöpfe mich in Rage. Die einzige, die etwas davon hat, ist Ritas Hecke. Da gieße ich das ganze Wasser hin. Irgendwann ist alles leer. Ich klaue Daniel einen Schlauch vom Rasensprenger und spüle den Sand aus dem Becken. Jetzt sehen wir beide aus wie frisch geduscht, das Planschbecken und ich. Einer von uns allerdings mit Klamotten. Bißchen verkommen. Ich lege den Gartenschlauch ins Becken und sehe dem Wasser beim Einlaufen zu. Dann stelle ich meinen Klappstuhl davor und tauche die Beine bis zu den Knien ein. Klares, kaltes Wasser ist das Beste überhaupt.