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Museumspark Rüdersdorf

Wer gerne die Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts bestaunt, ein Faible für Technik hat oder geologisch interessiert ist, hat im Museumspark Rüdersdorf bei Berlin stundenlang zu tun. Bis 1967 war die alte Schachtofenbatterie in Betrieb, den Kalksteinbruch gibt es immer noch. Nur das Zementwerk ist ein Dorf weiter gerückt, nach Herzfelde.

Der Museumspark selbst ist ein großes Freilichtmuseum, beherbergt aber auch Ausstellungsräume. Meine Lieblingsstelle ist trotzdem draußen: Die Tagebaukante. Erst wenn man die Bäume davor und die Windräder weit hinten sieht, erschließen sich die Dimensionen. Man möchte auf der Stelle einen Western drehen!

Für die Ausflugsplanung:

Museumspark Rüdersdorf
Heinitzstraße 41
15562 Rüdersdorf

April – Oktober täglich 10.00 – 18.00 Uhr
November – März täglich 10.30 – 16.00 Uhr

Eintrittspreise
Erwachsene 5 EUR
Kinder 3 EUR

S3 bis Friedrichshagen, Tram 88 bis Heinitzstraße
Regionalexpress bis Erkner, Bus 950 bis Rüdersdorf (Marktplatz)

GR 005 – Künstlicher Dünger, Thomasmehl und Kalk

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Das aktuelle Kapitel "Vom künstlichen Dünger, vom Thomasmehl und vom Kalk" ist das letzte Winterstück, zu lesen am Kachelofen bei Bratapfelduft, während draußen der Schnee flockt. Im März beginnt die Gartensaison, im März nimmt auch der Nebelthau so richtig Fahrt auf und will raus, weil die ersten Gartenarbeiten anstehen. Bis dahin müssen wir uns noch etwas gedulden und dieses vorerst letzte ein wenig weltanschauliche Kapitel zu uns nehmen. Um es vorwegzunehmen: Otto Nebelthau ist kein Verfechter dessen, was er "künstlichen Dünger" nennt. Nun sollte man meinen, jeder Dünger sei künstlich, weil man eben etwas wo hinstreut, das dort von selbst nicht ist. Ganz so sehr mag sich der Autor wiederum nicht einschränken. Verboten ist nur, was industriell hergestellt wurde, um den Boden anzureichern, ohne ihn aber dauerhaft zu verbessern. Deshalb sind Kompost und Misterde grundgut, Kalk und Thomasmehl durchaus akzeptiert, Düngemittel aus dem Baumarkt hingegen im Bereich der Freizeitgärtnerei nicht hinnehmbar. Etwas anderes gilt ausnahmsweise, wenn damit das Ernährungsproblem der Weltbevölkerung gelöst wird. Die Argumentationslinie "Das mag ja gut aussehen, aber das schmeckt doch alles nicht" kam mir so ungeheuer vertraut vor, dass ich kurz nachgeschlagen habe, seit wann es eigentlich Umweltbewegungen gibt. Siehe da: Wir hatten zwei davon, und der Beginn der ersten fällt in die 1920er Jahre. Nebelthau schwärmt geradezu vom Luxus der Langsamkeit und dem Aroma der selbst gezogenen Tomaten. Hätte es den Begriff der Nachhaltigkeit damals schon gegeben, so hätte er gewiss Eingang in dieses Buch gefunden. Ich bin einer Facebookgruppe beigetreten, die sich mit dem Thema Selbstversorgung beschäftigt. Permakultur. Container Gardening. Vertikalgärten. Rooftop farming. Lebte Nebelthau heute, wäre er dort der Gruppenleiter. Es ging aber schon bei Otto Nebelthau nicht nur um Selbstversorgung, sondern vor allem um die bewusste Wahrnehmung von Naturkreisläufen. Es ist also eigentlich ein frühes Ökologiebuch, das wir hier lesen. Verändert hat sich nur der Raum, der gärtnerischen Bestrebungen zur Verfügung steht. Gerade im innerstädtischen Bereich ist er erheblich kleiner geworden. Deshalb gibt es heute mehr als je zuvor Konzepte, wie sich der begrenzte Platz nutzen lässt. Wer genau wie ich "Thomasmehl" in der Wikipedia nachlesen musste, wird so ähnlich wie ich leise gekichert haben. Heißt ja gar nicht Thomas, hieß ja "Thommäß", der Mann. Und so ein richtig natürlicher Rohstoff ist das Thomasmehl auch nicht. Es ist ein Industrieabfallprodukt. Wir verwenden es heute nicht mehr, weil wir Chrom im Essen nicht so mögen. Das mit dem Kalk machen wir immer noch, aber nicht mehr auf´s Geratewohl. Wir wissen nämlich, dass wir mit Kalk den pH-Wert des Bodens ausgleichen können. Gekalkt werden nur die sauren Böden. Wörter, die ich las, um sie sogleich wieder zu vergessen: Theosoph. Adventist. Man gebrauchte das offenbar früher ebenso wie "Vegetarier" als Schimpfwort, das seltsame Sekten bezeichnet.

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