Archiv der Kategorie: für draußen

#7

Mein Urgroßvater war Bauer und pflegte auf dem Heuboden Mittagsruhe zu halten. Wir saßen gerne in der Heuraufe seines Pferdes oder auf der mit Heu beladenen Kutsche ganz oben. Das Pferd hieß Lotte. Die Sommerferien waren acht Wochen lang. Daran denke ich, wenn ich Heuballen rieche.

#3

Das kleine Kind beginnt den Tag mit einer Arschbombe. Honigstullen zum Frühstück. In der Sonne dösende Ringelnatter mit Natternkind, aber das spielt im Wasser zwischen den unterspülten Baumwurzeln. Den ganzen Tag keine trockenen Haare. Ein aufschlagenes Knie, Eis beim Fährmann und abends eine goldgelbe Zuccini von Nachbars. Das Dorf ernährt uns.

#2

Mit dem Kajak durch den Bauch der Mühle. Am Mühlenfließ mein Traumhaus gefunden: Ein himmelblauer Bauwagen. Über die Kanäle von See zu See, durch die Stadt und drum herum. Ein Hund als Gallionsfigur auf einem Standup-Paddelbrett. Davor kreuzt eine Entenfamilie die schmale Durchfahrt. Entenfamilienmanöver, als der Hund ihnen nachsetzt. Mutter Ente flattert auf den Hund zu, die Küken verschwinden im Schilf. Als sie in Sicherheit sind, dreht Mutter Ente ab. Ich sehe den Hund "hä?" denken. Dann schwimmt er zum Ufer und schüttelt sich. Auf das Brett möchte er nicht mehr. Seine Menschen müssen jetzt wahrscheinlich dort übernachten. Lychen auf dem Landweg macht nichts her, Lychen vom Wasser aus ist eine Schöne, die was von Unterhaltung versteht.

#1

Jeden Tag ein Polaroid. Ich habe nicht soviele dabei, ich muss mich entscheiden. Das doofe ist, dass man immer erst hinterher weiß, was das größte, schönste, beste am Tag war. Heute hätten es auch Heidelbeeren sein können, selbst gefunden. Oder Pfifferlinge, geschenkt bekommen. Oder eine Runde weiter im DFB-Pokal, niemand hatte mehr damit gerechnet.

Gartenlogbuch April.

Als ich heute früh draußen war, um des Kronsohns frisch geschlüpfte Zuckererbsen abzudecken, sah der Garten sonnig und geblümt aus. So´n Quatsch, dachte ich. Voll der Frühling hier! Ich erwog, meine Socken auszuziehen und die Fußnägel rosa zu lackieren. Jetzt schneit es.

Das Jagdschloss Moritzburg.

Das barocke Jagdschloss Moritzburg ist ernüchternd für alle, die gerade aus Pillnitz kommen. Dabei ist das Schloss selbst, wie es sich da auf seiner Insel hinstreckt wie ein millionenschwerer Fußballstar auf seiner Yacht, durchaus einen Umweg wert. Prächtig ausgestattete Säle, das Federzimmer und überall Öfen, die teils aus bemalter Keramik und teils aus Eisen bestehen. Geweihsammlungen und Ledertapeten. Ein bisschen kerlig eventuell. Und sein Garten ist eben der eines Jagdschlosses. Ein Wildtiergehege gibt es, und Wäldchen, in denen sich die Herrschaft zum Tiere schießen tummelte. Die Fischteiche, die die Anlage umschließen, sind beeindruckend als menschliche Kultivierungsleistung. Das ist eine recht blumenfreie Angelegenheit, und so sieht auch das Gehöft aus. Man kommt überall prima mit dem Pferd lang, die Wege sind breit genug. Die Kastanienalleen waren insofern etwas besonderes, als die Kastanie zur Zeit ihrer Pflanzung ein „Modebaum“ war, der zunächst vor allem in fürstlichen Parks angesiedelt wurde. Aber von heute aus betrachtet sind es eben Kastanienalleen. Schön symmetrisch, mit reichlich Platz für kurzgeschorenen Rasen. Selbst das kleine Rokoko-Schloss neben dem eigentlichen Schloss, das Fasasenschlösschen, ist ein Schmuckkästchen auf einer Streuobstwiese mit angeschlossener Fasanenzucht. Das hat seine Richtigkeit, die Schlösser waren genau so gemeint. Statt der Fasanen gibt es heute zwar nur noch Wildgänse, aber wer gerne durch den Wald streift und für den überraschenden Anblick eines Leuchtturms an einem Fischteich zu haben ist: Bitteschön! 

Für die Ausflugsplanung:

Moritzburg ist 15km von Dresden entfernt. Wer mit dem Zug kommt, fährt bis Dresden-Neustadt, und von dort weiter mit Bus 326 Richtung Radeburg bis Schloss Moritzburg.

 Ein bisschen lustiger dürfte die Anreise mit der historischen Schmalspurbahn „Lößnitzdackel“ sein.