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Ein Loblied.

Selten lobt man seine Kinder für ihren guten Filmgeschmack. Kinder sind Menschen, die kichern, wenn einer „Titikakasee“ sagt. Kinder finden Furzkissen gut und singen Lieder über Popel. Kinder sehen sich die Gummibärenbande an, ohne mit der Wimper zu zucken. Zu Recht also lobt man ihren Sinn für Komik, Filme und komische Filme zunächst nur sehr verhalten.

Wer es dennoch tut, hat möglichweise gerade in Disney´s „Phineas & Ferb“ geschaltet und ist mit Kartoffel in der einen und Schälmesser in der anderen Hand im Türrahmen stehen geblieben und steht da immer noch.

„Phineas und Ferb drankriegen!“ ist die Losung von Candace Flynn, der es nie gelingt, ihre kleinen Brüder bei der Mutter zu verpetzen. Phineas und Ferb sind zwei kleine Typen mit Ananashaaren in rot und grün. Wenn ihnen langweilig ist, bauen sie in allerfeinster MacGyver-Manier Dinge. Ihnen gehört ein Schnabeltier mit Hut, das eine eigene Erkennungmelodie besitzt und psssst! Geheimagent ist. *Pe-erry!* Erzfeind des Schnabeltiers ist Dr. Heinz Doofenshmirtz. Der hatte eine schwere Kindheit und versucht täglich, sich dafür zu rächen. Für Kinder ist das übrigens ein völlig plausibles Setting. Verblüffen kann man sie allenfalls mit der Behauptung, dass Schnabeltiere gar nicht türkis sind und selten Hüte tragen.

Die Serie zeichnet aus, was man in dieser Konsequenz selten findet. Sie funktioniert nach einem strengen Schema. Sie überrascht dennoch täglich mit einer neuen Variante des Schemas. Das fühlt sich bequem an wie ein Hausschuh und lässt den Hauptfiguren Spielraum. So einfach die gezeichnet sein mögen, sie haben allesamt Charakter. Dass sie so vertraut erscheinen, hat einen einfachen Grund. Sie sind Parodien auf Klassiker der Filmgeschichte. Perry und Doofenshmirtz sind Bond und Goldfinger, Itchy und Scratchy, Batman und der Joker. Sie funktionieren nur zusammen, aber stets gegeneinander. Als in einer Folge Perry einen neuen Erzfeind zugeteilt bekommt, vernichten ihn Doofenshmirtz und Perry kurzerhand gemeinsam.

Ganz ohne aufdringliche Pädagogik ist Danville ein multikultureller Ort, an dem erstaunlich viel gesungen wird. Sehr gut gesungen wird. Manchmal auch schief. Mit unsanfter E-Gitarren-Begleitung auf Disney-untypische Texte.

Das wirklich Große, Warme und Gute an Phineas und Ferb ist das Menschenbild. Jeder macht Fehler, jeder hat Schwächen, jeder liebt jemanden. Selbst Buford, der örtliche Schläger, ist hinter seinem Bulldoggengesicht ein liebes Kerlchen, das sich hinreißend um seinen Goldfisch kümmert. Am Ende des Tages ist auch Perry wieder da, und es gibt Kekse für alle.

Phineas und Ferb ist ein Loblied auf die Verrücktheit. Ich bin dem Kind zutiefst dankbar, das im rechten Moment umgeschaltet hat.

Servicehinweis: Phineas & Ferb läuft täglich als Doppelfolge um 19:20 Uhr auf Toggo.