Die Grundfesten der Kommunikation haben sich eigentlich kaum verändert. Wir schreiben Freunden, oder wir sagen dem ganzen Dorf Bescheid.
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#10
Das Dorf hat eine Feldsteinkirche. Die steht da seit über 700 Jahren. Sie hat sich nur wenig verändert, weil das Dorf immer zu abgelegen, zu unbedeutend, zu arm war. Weder Prunk noch Zerstörung haben es erreicht. Die Kirche trägt immer noch ihr mittelalterliches Dach. Und doch ist offenbar Leben unter diesem Dach. In der ersten Reihe des Kirchengestühls liegen Sitzkissen. Sie scheinen verschiedenen Zeiten zu entstammen. Keines passt zum anderen. Als gingen die Menschen seit Generationen hier zur Kirche und hinterließen je ein Kissen als Stempel ihrer Zeit.
#9
Ich habe ein rothaariges Zwergpferd gekrault, eine Abendbadestelle gefunden und die Frage "Mama, hat dich schon mal ein Fisch gebissen?" beantwortet.
#8
Den Tag mit Weißweintrinken verplempert. Die blaue Thomsdorfer Keramik besucht. Das Abendgewitter abbekommen.
#7
Mein Urgroßvater war Bauer und pflegte auf dem Heuboden Mittagsruhe zu halten. Wir saßen gerne in der Heuraufe seines Pferdes oder auf der mit Heu beladenen Kutsche ganz oben. Das Pferd hieß Lotte. Die Sommerferien waren acht Wochen lang. Daran denke ich, wenn ich Heuballen rieche.
#6
Landregen. Trotzdem schön.
#5
Durch den Wald. Ein Birkenpilz und eine Handvoll Pfifferlinge. Die letzten Waldhimbeeren des Sommers. Wir hangeln uns von Waldschänke zu Waldschänke. Die Forelle, geräuchert, ist warm, das Bier kühl. Alles, wie es sein soll.
#4
Eine Wimpelkette im Baum. Darunter ein Klapptisch mit rotkarierter Decke. Wackelige Gartenstühle auf einer Wiese. Drei Sonnenschirme, und dahinten schon wieder der See.
#3
Das kleine Kind beginnt den Tag mit einer Arschbombe. Honigstullen zum Frühstück. In der Sonne dösende Ringelnatter mit Natternkind, aber das spielt im Wasser zwischen den unterspülten Baumwurzeln. Den ganzen Tag keine trockenen Haare. Ein aufschlagenes Knie, Eis beim Fährmann und abends eine goldgelbe Zuccini von Nachbars. Das Dorf ernährt uns.
#2
Mit dem Kajak durch den Bauch der Mühle. Am Mühlenfließ mein Traumhaus gefunden: Ein himmelblauer Bauwagen. Über die Kanäle von See zu See, durch die Stadt und drum herum. Ein Hund als Gallionsfigur auf einem Standup-Paddelbrett. Davor kreuzt eine Entenfamilie die schmale Durchfahrt. Entenfamilienmanöver, als der Hund ihnen nachsetzt. Mutter Ente flattert auf den Hund zu, die Küken verschwinden im Schilf. Als sie in Sicherheit sind, dreht Mutter Ente ab. Ich sehe den Hund "hä?" denken. Dann schwimmt er zum Ufer und schüttelt sich. Auf das Brett möchte er nicht mehr. Seine Menschen müssen jetzt wahrscheinlich dort übernachten. Lychen auf dem Landweg macht nichts her, Lychen vom Wasser aus ist eine Schöne, die was von Unterhaltung versteht.