Archiv der Kategorie: für draußen

Dorfleben (6)

Viel mehr Tätigkeit als in der Stadt konzentriert sich auf Essen und seine Zubereitung. Vielleicht, weil genug Zeit ist. Vielleicht, weil es einfach da steht, zum mitnehmen im vorbeischlendern. Wie ein Eichhörnchen sammle ich und lege Vorräte an. Ich kann nicht ohne Korb und Taschenmesser durch den Wald gehen. Nicht mal spazieren. Ich habe gestern ein Taschenmesser gekauft.

Jeder Pilz wird auf Essbarkeit geprüft. Wenn ich nur nur einzelne finde, werden sie scheibchenweise getrocknet. Weil gerade nichts anderes zur Hand war, stehen lauter Untertassen mit Kaffeefiltern und Pilzstückchen in unterschiedlichen Trocknungsstadien auf dem Küchentisch.

Wir merken uns Brombeerstellen und Pflaumenbaumalleen, wir sehen nach, wo Äpfel und Birnen reif sind. Die Nachbarin hat uns frisches Pflaumenmus geschenkt, so gut, wie meines nie wird. Ich koche dafür Marmelade und Saft, und nachher gibt es Pflaumenkuchen mit Butterstreuseln.

Dorfleben (5)

Wenn die Sonne untergeht, gehen wir schlafen. Aus praktischen Gründen: Ist das Licht aus, kommen keine Mücken rein. Die Pferdekoppel am Waldsaum im orangeroten Abendlicht ist etwas weniger lieblich, wenn wir mit Blick darauf überlegen, wo das kleine Kind seinen Schlafanzug liegen lassen hat und ob wir alle Teller und Messer und Ketchupflaschen nach dem Abendbrot mit reingenommen haben. Zum Einschlafen und zum Aufwachen gibt es Hörspiele von draußen. Ein Pferd, ein Trecker, ein Müllauto, ein paar bekloppte Berliner, noch ein Pferd, die Gänse hinter dem Haus, der Nachbarshund und wieder ein Pferd. Was mich genauso wenig weckt wie jeden vernünftigen Dorfmenschen: Der Hahn. Wenn der meint, dass er jetzt schon aufstehen muss, soll er halt. Das stört hier niemanden.

Dorfleben (4)

Vor dem Fenster steht ein Spatzenbaum. Eigentlich ein Rot- oder Weißdorn, ich war noch nie hier, wenn er blüht. Zusammen mit einem anderen Strauch verdeckt er von Jahr zu Jahr den Giebel des Hauses gegenüber ein bisschen mehr, die Schornsteine sind gerade noch zu sehen. Aber unverändert ist dieser Baum eine Art Hotel für alle Spatzen des Dorfes, die sich in der Morgensonne in seiner Krone niederlassen, ihre Gefieder putzen und wieder wegfliegen. Die dicksten Spatzen landen dabei immer auf den dünnsten Ästen, so dass der Baum aussieht, als stürme es in einem fort, und er müsste sich immerzu schütteln.

Dorfleben (3)

Am sehr frühen Morgen treffe ich die Postfrau, die die umliegenden Dörfer betreut. Sind noch ein paar Jahre bis zur Rente, sagt sie. Sie baut ein Ferienhaus aus. Für später. Der kleine Dorfkonsum im Nachbarort hat zugemacht. „Hat nie Urlaub gemacht, die Frau. Hat sich kaputt gearbeitet“, erzählt sie mir. Wir schwimmen nebeneinander über den halben See und zurück, dann geht sie zum Dienst, ich zum Frühstück. Erst am Abend sind wir wieder alle gleich und sitzen mit Feierabendbieren auf den Höfen.

Dorfleben (2)

Die Feder eines Eichelhähers. Unverwechselbar. Ewig keine gefunden. Heute aber schon, und der Kronsohn möchte sie für seine Schatztruhe. Wenn ich auch eine will, kann ich mir seine abmalen, sagt er.

Auf’s Land! (1)

Wir wohnen für ein paar Tage am Rande des Dorfes, in dem ich groß geworden bin. Als erstes verändert sich das Essen. Pellkartoffeln, Quark, Leinöl. Die Kartoffeln wuchsen vorhin noch im Garten. Vielleicht sind wir hungriger als sonst, weil Draußensein hungrig macht. Vielleicht ist das Essen aber auch besser, und wir haben nur vergessen, wie gut Pellkartoffeln schmecken.

Peters Landwirtschaft: Wo das Essen wächst

Wer seinem Essen beim Wachsen zusehen möchte, sollte gelegentlich einen Bauernhof besuchen. Nein, ich meine keinen Streichelzoo. Einen ganz normalen Bauernhof. Alle Sorten Tiere, alle Sorten Pflanzen, und in dem Bewusstsein, dass es sich um Essen handelt. Das ist in vielerlei Hinsicht lehrreich und erdet ungemein.

Bei Bauer Peters & Peters Landwirtschaft gibt es nicht nur einen Hofladen, sondern einmal im Jahr ein Hoffest. Das haben wir genutzt, um uns im brandenburgischen Löhme den Hof von Landwirtschaftsmeister Hans-Christoph Peters anzusehen. Es ist ein bäuerlicher Familienbetrieb, der von allem etwas und von nichts ganz viel hat: Rinder und Schweine, Schafe, Hühner, Gänse, Tauben.

Wann habt ihr zuletzt Schweine in Freilandhaltung gesehen, oder Gänse auf der Weide? Ein Hühnermobil, damit die Hühner immer wieder frisches Grün zum Picken und Scharren finden? Einen Ort, an dem alle Küken ausnahmslos auswachsen können? Seit einer ganzen Weile schon kaufen wir das, was wir an Eiern und Fleisch essen, meistens dort.

Außerdem wird auf dem Hof Gemüse angebaut. Ohne Pestizide. Das bedeutet, dass viel mehr Handarbeit anfällt. Rückenarbeit, müsste es eigentlich heißen. Ich habe die Tomaten bestaunt, die Kartoffeln, die viel weiter sind als meine eigenen. Salate, Kohlrabi. Ich kaufe da ein, weil ich möchte, dass es das gibt.

Weil Hoffest natürlich mehr ist als nach den Kartoffeln sehen, haben Teile der Familie auf einem Pferd gesessen, sind Trecker gefahren, haben Erdbeertorte verspeist, im Weizenbad rumgelegen und selbst die Klugscheißer unter uns haben beim Quiz dazugelernt. Außerdem hat meine empfindlichnasige Stadtfamilie kein einziges Mal gemeckert, dass es komisch riecht. Nicht bei den Schweinen und nicht neben dem Misthaufen. Macht´s nämlich auch nicht, wenn Tiere artgerecht gehalten werden.

Für die Ausflugsplanung:

Bauer Peters & Peters Landwirtschaft
Dr. Hans-Ulrich Peters & Hans-Christoph Peters
Löhmer Dorfstr. 24
16356 Werneuchen
OT Löhme

RB 25 bis Seefeld/Bahnhof, Bus 895/898 bis Löhme/Seefeld
A 10 bis Blumberg (Abfahrt), B 158 bis Seefeld

Wer in Berlin wohnt, muss zum Einkaufen aber nicht so weit fahren, sondern kann bei thefoodassembly.com auch alles bestellen, was auf dem Peters-Hof wächst.