Nein, Spinnen sind nicht niedlich. Nacktschnecken sind sogar doof. Feuerkäfer aber sind niedlich, vor allem, wenn der Kronsohn „Feuerkäfis“ zu ihnen sagt. Weil er das Diminutiv beherrscht.
Archiv der Kategorie: für drinne

Sonntagsstrauß.
Rote Sommerspiere, Ringelblume, Borretsch, Zinnien, Rosen, Liebstöckel, Bartnelke, Sauerampfer und vermutlich ein Schönauge Sonnenauge.
Auch mal schöpferisch tätig sein.
Ich weiß nicht, wann das passiert ist. Ich bin eine Bastelmutti geworden. Papierschöpfen, Alter! Angenehmer Weise braucht man dafür kein Gehirn. Sondern bloß einen Mixer und ein Schöpfsieb. Dann ist es ganz leicht: Papier einweichen, pürieren, mit Wasser auffüllen, mit dem Sieb schöpfen. Abtupfen, vom Sieb nehmen, auf Zeitung trocknen lassen.
Die Papierpampe kann mit Temperafarbe gefärbt oder mit Blütenblättern angereichert werden. Wer richtig übertreiben will, schöpft erst Papier und bindet dann ein Skizzenbuch draus.

Hübsch den Tag verplempert.
Marmelade aus allem, was rot ist, gekocht: letzte Erdbeeren, erste Himbeeren, rote Stachelbeeren (höchstens fünf), allerletzte Johannisbeeren (sehr wenige). Rucola-Pesto gemacht, weil ich die Etiketten mag. Und Rucola auch. Salbei-Pesto gemacht. Stand im Weg, der Salbei. Ich bin zufrieden mit mir und dem Tag. Wie immer, wenn ich Essen haltbar mache, fühle ich mich umsichtig und vorausschauend. Ist Quatsch, aber schön so.
Gute Nacht, @klappstulli! (41)
Hellgrau mischt sich in Weiß. Ein paar Vögel singen noch. Das Grau wird dunkler. Schwer zeichnen sich die Wolken ab. Draußen wird es still. Die Wolken treiben auseinander. Der Himmel dahinter ist überraschend klar. Ein Hauch Orange im Wolkengrau verrät, dass die Sonne untergegangen ist. Ein Blick auf die Uhr. Ich habe gerade zwei Stunden lang zugesehen, wie es dunkel wird.

Straußzeit.
Die Gartensträuße werden bunter. Der blaue Borretsch, gelbe Ringelblumen, Mädchenaugen, Sonnenhüte, die ersten roten und weißen Rosen, die letzten Bartnelken. Und trotzdem ich mit einem Arm voller Blumen nach oben gegangen bin, gibt es nirgends kahle Stellen im Beet.

Schwarze Johannisbeeren.
Im Grunde sind schwarze Johannisbeeren scheußlich. Nie hätte ich eine gepflanzt. Die war schon vor mir da. Ich habe sie also behalten, so wie man seufzend kleine Katzen, die einem zulaufen, entwurmt, füttert und behält. Selbst wenn sie nur drei Beine und ein Knickohr haben. Wogegen aber wirklich nichts zu sagen ist: Schwarze Johannisbeermarmelade. Naja, und der Strauch ist auch ganz hübsch.
Rezept:
500g Gelierzucker 1:2
450g Schwarze Johannisbeeren
350g Erdbeeren
Einmal fix pürieren. Unter wildestem Rühren in einem viel zu großen Topf zum Kochen bringen, 4min kochen lassen. In saubere Schraubgläser füllen.
Gute Nacht, @klappstulli! (39)
Die Kinder haben sie zuerst entdeckt. Mitten im Wald eine Lichtung, darauf die Reste einer Siedlung. Feldsteinsockel, überwachsen von wilden Erdbeeren. Eine kleine Eidechse sonnt sich dazwischen. Die Kinder haben aber nur Augen für die Erdbeeren. Käfer brummen. Die Akazie duftet süß. Es ist noch nicht Sommer, nur erst der Vorgeschmack darauf. Eins der kleineren Kinder legt jeder von uns eine ungefähr rote Beere in die Handfläche. „Hier, für euch! Die Frauen sollen auch was abbekommen.“

Kat Menschik: Der goldene Grubber
Ein Vergnügen so alt wie das Märchen vom Rapunzel ist es, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Kat Menschik hat es wiederentdeckt.
Beurteile ein Buch nicht nach dem Einband, heißt es. Das war, bevor es „Der goldene Grubber“ von Kat Menschik gab. Ihr Buch fühlt sich vertraut an wie die Märchenbücher aus dem urgroßelterlichen Bücherschrank. Die liebten wir für ihre kunstreichen Illustrationen, ihre Goldschnitte, ihre Schnörkel. Alles, was daran verliebenswert war, hat Kat Menschik einfach mitgenommen. Die Buchdeckel sind goldgeprägt auf grünem Grund, das Vorsatzpapier illustriert, selbst der Schmutztitel bebildert, das Lesebändchen golden. Mit einem Wort: Es ist prachtvoll. Auf altmodische Art prachtvoll – genau wie ein Garten. Beurteilt dieses Buch also unbedingt nach seinem Einband!
Drinnen im Buch ist es dann noch einmal wie bei Rapunzel. Wir meinen es zu kennen, haben aber völlig vergessen, dass Rapunzel nicht nur die mit dem Zopf ist, sondern auch ein anderes Wort für Feldsalat. Frisch und modern sind Bilder und Texte in „Der goldene Grubber“. Gar nicht märchenhaft, sondern sehr erdverbunden. Kat Menschik erzählt „Von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr“. Sie ist eine genaue Beobachterin, die mit viel Wärme in der Stimme schreibt. Mit leichter Hand führt sie durch ihre Beete, durch ihre Zeit. Sie fördert Schätze zutage, die womöglich nur kennt, wer selbst einmal ein Stück Boden umgegraben hat. Alle anderen wollen danach ein solches Stück Boden haben, das sie bearbeiten können. Kichernd, glücklich und etwas außer Atem stürzen wir lesend von einer Geschichte zur nächsten. Es ist ein sehr sinnliches Lesevergnügen.
„Der goldene Grubber“ ist vollständig durchillustriert. Die Zeichnungen sind klar und elegant. Schrift und Bildelemente verschmelzen miteinander. Jede einzelne Seite kann ich mir gerahmt über meinem Schreibtisch vorstellen, weil sie die Qualität, Kraft und Wirkung eines Plakats hat.
Am Ende kann man sich streiten, ob „Der goldene Grubber“ zu den Graphic Novels gehört, zwischen die Comics, neben die Gartenratgeber oder auf den Geschenketisch. Man kann den Streit aber auch einfach begraben und ein paar Vergissmeinnicht drauf pflanzen. Es ist ein Stück Buchkunst und Beweis dafür, dass Gestaltung dem Inhalt nicht schadet. Es sollte mehr solcher Bücher geben. Oder eigentlich überhaupt keine anderen.
Kat Menschik: Der goldene Grubber
Verlag Galiani, Berlin 2014
304 Seiten
Euro 34,99 (D)
ISBN 978-3-86971-083-9

Gute Nacht, @klappstulli! (38)
Die Tür zum Hof steht offen. Ein Ziegelstein liegt davor. An der Hauswand haben wir Brennholz gestapelt, wir müssen immer noch heizen. Von unserem Fenstergitter aus sind Wäscheleinen über den Hof gespannt. Jemand hat Wäsche raus gehängt. In der Mittagssonne sehen die Schatten der Wäschestücke wie Scherenschnitte aus. Ein Klammerbeutel ist dabei, der an ein Puppenkleid erinnert. Unter der Leine steht auf verwittertem Beton eine alte Bank. Davor ein Klapptisch, etwas entfernt ein hölzerner Stuhl. „Komm, wir essen heute draußen“, sagt Kristina. Ich setze mich zu ihr und sehe zu, wie die Handtücher flattern und das Puppenkleid sich dreht.