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Komplementärhobbyprodukt Treberbrot.

Haufenweise Frauen, die ich kenne, backen neuerdings Brot. Etwa die selbe Anzahl Männer, mir ebenfalls persönlich bekannt, braut dieser Tage Bier. Warum die Frauen nicht brauen und die Männer nicht backen, darüber weiß ich nichts. Bestimmt gibt es auch welche, die das genau umgekehrt halten. Gartennachbar Jens, genannt Jensebeen, ist einer von denen, die brauen. Ich bin eine der Bäckerinnen. Gelegentlich, beide.

Was ich bis gestern nicht wusste: Wir haben Komplementärhobbys. Wenn Jens braut, macht er das ordentlich. Also nichts mit flüssigem Malzextrakt. Nee, bei Jens wird Getreidebrei fabriziert, also Malz ausgekocht. Maischen heißt das. Die Pampe, die dabei übrig bleibt, nennt man Treber. Nachmittags kam er mit einem ganzen Eimer voller Treber an den Gartenzaun. „Willste was davon haben? Kannste zum Brot backen nehmen“, behauptete Jens. Ich so: „Hä? Was is´n dis?“ Er so: „Na Treber! Kennste nich?“ „Ich so: „Nee. Sieht ganz schön eklig aus, wa?!“

Gartennachbarin Katrin hat gegoogelt, Sekunden später hatten wir ein Rezept. Wir wissen nun zweierlei. Erstens, gehe nie ohne dein Smartphone in den Garten. Zweitens, was man aus Treber machen kann, sieht ausgesprochen appetitlich aus. Man braucht auch nichts dafür, das man nicht sowieso im Haus hat (500g Weizenmehl, 250 ml lauwarmes Bier, 1-2 Teelöffel Salz, 1 Päckchen Trockenhefe – und eben 250g Treber). Also haben wir jede ein Schüsselchen Bierpampe mitgenommen und uns chefkochmäßig verhalten. Heute am Abend waren von beiden Broten nur noch die Kanten übrig.

An meinem fehlte Salz, fand mein HaWe*. Hab ich ihm einen Salzstreuer angereicht und befohlen: „Nimm Kresse dazu!“ Anschließend habe ich mir den Rest der Bierpampe einpacken lassen. Steht jetzt auf meinem Balkon. Für schlechte Zeiten. Schlechte Zeiten sind ja immer mal.

*HW = ostdeutsch für „Hauswart“. Unserer ist ein guter Freund der Familie. Wir sagen nur HW, weil uns Daniel zu lang ist.

Federlesen.

Auf meinem Telefon gibt es eine App, die „Vogelführer“ heißt. Man kann damit Vogelarten bestimmen und Vögel zählen. Die App ist deshalb da, weil zwei mir angefreundete Menschen still dachten: „Stunde der Wintervögel – Wenn das nichts für dich ist, wüssten wir nicht, wozu es das überhaupt gibt.“ Sie dachten das gleichzeitig, unabhängig voneinander und drückten bei Facebook auf einen vermutlich blauen Button. Wirke ich auf andere Menschen wie jemand, der gerne Vögel zählt? Offenbar ist das der Fall. Ein Kompliment scheint es mir nicht zu sein. Bin ich ein sympathischer Nerd? Im Prinzip schon. Nur sind Nerds eben nicht sympathisch. Nerds sind Nerds. Sheldon Cooper ist ein Nerd.

Hätte man mir außerdem sofort erzählt, dass es für die Vogelzählung eine App gibt, wäre fortan kein Piepmatz ungezählt an mir vorbeigeflogen. Ich hätte tagelang nichts anderes gemacht. Ich liebe Apps mit Tieren. Ich installierte einst einen Twitterclient, der nichts kann, aber einen Waschbären als Icon hat. Ich kann ihn nicht löschen, der Waschbär sieht aus wie Zorro. Mit dem Vogelführer ist es ganz ähnlich. Weil ich Apps mit Tieren prinzipiell eine Chance gebe, saß ich heute von 14:05 Uhr bis 15:05 Uhr am Küchenfenster und habe … nun ja: Vögel gezählt. Ich selbst. Nicht die App. Acht Sperlinge, oder was ich dafür hielt. Drei Meisen. Drei Amseln. Oder drei Mal dieselbe Amsel, aber sie war zwischendurch einkaufen. Wer will sich da festlegen?

Überraschender Weise hat mir das Spaß gemacht. Einfach eine Stunde lang aufmerksam in den Garten sehen. Beobachten. Warten. Sich darüber streiten, ob Blaumeise oder Kohlmeise. Die Amsel war eigentlich der Amsel, das glänzend-schwarze Männchen mit dem orangenen Schnabel, nicht seine Frau im Rindenmulch-Camouflage-Kleid. Ich überlege, wieviele Vogelarten mir einfallen, die ich fehlerfrei identifizieren kann. Würde ich einen Star erkennen? Könnte ich ihn von Drossel und Amsel unterscheiden? Ich habe das lange nicht mehr versucht. Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, welche Vogelarten es zu dieser Jahreszeit da draußen gibt. Wer fliegt in den Süden, wer bleibt hier?

Die Vogelführer-App hilft denen, die wenigstens Grundkenntnisse mitbringen. Sie ist eher Gedächtnisstütze als Lernwerkzeug. Ein digitaler Spickzettel. Ich erkenne nur, was ich kenne. Vögel sind flink und weg, bevor ich durch die Liste gescrollt bin. Außer vielleicht die behäbige Amsel, die immer denkt, ich sehe sie nicht. Die erkenne ich an ihrer Lahmarschigkeit, nicht am Gefieder. Eine richtig gute Vogelführer-App müsste funktionieren wie ein Musik-Scanner. Fotografier` dein Tier, und ich sage dir, was es ist. Ja, bitte sehr: Hier hast du auch noch den Link auf die Wikipedia. Das ist die App, die ich mir wünsche. Damit könnte ich mir ein ganzes Stück Welt erschließen. Aber auch ohne sie werde ich die Sommerzählung der Gartenvögel mitmachen. Mal sehen, an welche von den Kollegen ich mich erinnere.

Ein Ausmalbuch.

Die meisten Ausmalbücher, die ich kenne, sind langweilig. Nie sind die bunt, ewig zu klein und wenn man mit Filzstift drauf malt, drückt die Farbe durch. Das zu verbessern kann so schwer nicht sein, dachte ich mir, als ich anfing zu zeichnen. Man soll sich ja immer nur lösbare Aufgaben stellen.

Das Papier-Problem hat der Kopierladen für mich behoben. Auf 160g-Papier kann tuschen, wer Wasserfarbe liebt. DIN A3 ist vor allem für schwungvolle kleine Grobmotoriker gut geeignet. Ich habe die Blätter an der kurzen Seite per Metallringbindung verbunden, Folie davor, Pappe dahinter – fertig ist der Malblock.

Ihr könnt das PDF runterladen, ausdrucken, binden (oder auch nicht) und dann … naja: ausmalen eben. Ist für umme & nur so zum Spaß. Schenk´ich euch zum Kindertag.

Die wunderbar eckige Schrift, aus der die Seitenzahlen und die Icons gemacht sind, heißt Paper Johnny. Sie ist von Stefanie Körner, der ich ganz herzlich danke!