Meine Gartenwerkstatt.

Wenn Judith Drews Bücher illustriert, kaufe ich die. Ich kann gar nicht anders, und ich sehe auch nie vorher rein. Vorher rein sehen führt eigentlich nur dazu, dass ich mich ärgere. Nicht etwa über das Buch, sondern darüber, dass ich es nicht sofort haben kann. Weil es noch gar nicht erschienen ist. Weil die durchschnittlichen Buchhandlungen immer nur durchschnittliche Bücher im Sortiment haben. Weil der Buchladen, den ich mehr liebe als andere Buchläden, auf einem Umweg liegt, den ich in den nächsten drei Tagen nicht schaffe. Weil die Post eine lahme Ente ist. Weil der DHL-Mann einfach keine Lust hat, die eine Treppe hoch zu laufen.

Aus all diesen Gründen habe ich „Meine Gartenwerkstatt“ von Anke M.Leitzgen, Thekla Ehling und Judith Drews gerade erst bekommen, obwohl es schon seit ein paar Wochen in der Buchhandlung, die ich mehr liebe als alle anderen, erhältlich gewesen wäre.

Nicht jedes Buch, und sei es noch so gut, passt zu jedem Menschen. „Meine Gartenwerkstatt“ passt zunächst einmal zu all denen, die ein Faible für Buchgestaltung haben. Hans Baltzer hat ein luftiges, frisches Design gewagt, das kein bißchen Angst vor verspielten Elementen hat, genügend Weißraum lässt, auf dem sich die Augen ausruhen können und in dem sich Typografie, Fotos und Zeichnungen ganz zwanglos mischen und fließend ineinander übergehen. Das ist schwer und gelingt selten. „Meine Gartenwerkstatt“ ist eine Augenweide, ganz egal, ob man sich für Salat interessiert oder doch eher Raumschiffe gut findet.

Geschrieben ist es für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren. Auch den Eltern von Kindern zwischen 6 und 14 Jahren hilft es, wenn sie die Frage nach Kohl- oder Blaumeise beantworten sollen. Oder die, ob Pflanzen auch kopfrum wachsen können (auf Seite 58 steht´s. Jawohl!). Stadtgärtnern, die gerade mit dem Stadtgärtnern anfangen, wird eine Liste mit den wichtigsten Gartenwerkzeugen an die Hand gegeben und gezeigt, wie man einen Garten plant.

Das Buchkonzept ist eben so simpel wie einleuchtend. Es durchläuft die Jahreszeiten und zeigt, was man jeweils draußen im Garten machen kann. Es ist kein Gärtnerbuch, sondern ein Gartenbuch. Deshalb haben auch Raupen, Schnecken, Regenwürmer und Schmetterlinge darin Platz. Oder der Bau eines Iglus. Marmeladenrezepte. Und alle möglichen Beschäftigungen, die Menschen dazu bringen, sich mal ein Blatt gründlich anzusehen, das vom Baum herab vor ihre Füße fällt. Dabei ist es nie albern, nie belehrend und es kommen auch keine Kastanientiere darin vor. Es ist eine Begeisterungshilfe. Man sieht jederzeit cool aus, wenn man es liest und macht, was darin steht.

Die Fotos und Illustrationen sind prachtvoll. Wer es schafft, einen Komposthaufen so zu fotografieren, dass der nicht eklig wirkt sondern wie kunstvolles Arrangement, ist einfach gut im Beruf. Thekla Ehling ist genau das gelungen. Wer Nacktschnecken, Asseln und Hornmilben als nützliche Gartenmitarbeiter zeichnet, hat meinen allerhöchsten Respekt. Danke, Judith!

„Meine Gartenwerkstatt“ ist ein reiches und lebendiges Buch, das mich durch mein erstes Gartenjahr begleiten wird. Irgendwann ist es einfach Zeit für den ersten Wintersalat. Ich habe auch noch nie Zitronenmelissenlimonade gemacht, und Moosgraffiti oder Comicgärten auch nicht. Zeit wird´s!

Ein Gedanke zu „Meine Gartenwerkstatt.

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