Wir unterhielten uns neulich über die Dächer, auf denen wir an Schornsteine gelehnt saßen, an sonnigen Nachmittagen, am liebsten aber nachts. Im Sommer roch die Dachpappe nach Teer. Split bohrte sich in die Handflächen. Erstaunlich, dass nie jemand über die Rinne gegangen ist. Nicht einmal zu Silvester. Ich weiß nicht, ob ich heute noch durch schmale Dachluken klettern würde, wenn über mir nur der Himmel ist, nichts zum Festhalten und der Rucksack voll Bier.
Die Dachsitzerei hat aufgehört. Die Dachböden begannen, jemandem zu gehören. Sie sind gut gesichert gegen Ideen. Manchmal, ganz selten, gehören sie einem, den ich von früher kenne. Oder wenigstens einem, der den Schlüssel hat. Es geht nicht mehr unterm Gebälk durch mit Leitern zum Fenster hinaus, sondern mit dem Fahrstuhl bis ganz oben, wo es vollverglast und terrassiert ist. Wo runde Kieselsteine auf schmalen Wegen liegen. Vielleicht stehen sogar Stühle da, Tische, Schirme. Es gibt Weißweinschorle aus Gläsern mit dünnen Stielen. Kein guter Ort für ein Bandfoto. Aber ein weißer Hut sähe sicher sehr schön aus.
Ich vermisse nicht das Halsbrecherische der Dächer meiner Jugend, aber ihre Möglichkeiten. Mit Dachpappe unterm Arsch kann ich mir praktisch alles vorstellen. In Liegestühlen kann ich nichts anderes als liegen. Jaja, und die Aussicht. Mitten in meinem Lied der alten Leute, die mit Veränderung nicht klar kommen, unterbricht mich ein Freund. Er schickt ein Foto. „Ey! Kuck mal. Ist alles da, sieht nur anders aus“, sagt das Bild. Es zeigt einen Dachgarten mit Säulenäpfeln, Stachelbeeren, Kohl, Paprika und Chili. Mit allen Omagartenblumen drin: Mädchenaugen, Rittersporne und Cosmeen. Mit Sechziglitersäcken Erde, Gießkannen und Besen, weil ein Garten niemals fertig ist.
Danke, @maxheadroom für die beste Mittagspause seit langem! Und danke Hannah, die das alles gemacht hat und hoffentlich weiterhin macht.
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