Nach dem viel zu warmen November dachte der Flieder, es ginge schon wieder los. Geht’s aber nicht, erklären ihm die Erdbeeren. Hier, kuck: Ich hab Frost auf den Blättern, und das ist erst der Anfang!

Nach dem viel zu warmen November dachte der Flieder, es ginge schon wieder los. Geht’s aber nicht, erklären ihm die Erdbeeren. Hier, kuck: Ich hab Frost auf den Blättern, und das ist erst der Anfang!
Ich habe keine Schilder im Garten. Nur dieses eine könnte ich gut gebrauchen.
Die Gärten des Klosters Michaelstein in Blankenburg im Harz machen den glücklich, der Nutzgärten liebt. Während die Ziergärten schon nach Süden geflogen sind, wächst im Gemüsebeet immer noch Rosenkohl. Teltower Rübchen habe ich gesehen, rote Bete und Kerbel. Es schadet also kein bisschen, im November, ganz außerhalb der Gartensaison, nachzusehen, was in einen mittelalterlichen Klostergarten gehörte.
Beide Gärten sind neu angelegt, allerdings nach mittelalterlichen Quellen gestaltet. Die ursprünglichen Klostergärten waren Selbstversorgergärten. Selbstversorgung war dabei umfassend gemeint.
Im Kräutergarten stehen die Kräuter ordentlich sortiert nach ihren Aufgaben. Die gewohnten Duftkräuter, Heilkräuter und Gewürzkräuter, aber auch Färbekräuter wie Krapp und Färberwaid. Zauberpflanzen, die so genannt wurden, weil sie in Wirkung und Geruch vergleichsweise überwältigend sind, und zu denen Dill und Knoblauch zählen. Meine liebste Kategorie: Sympathiepflanzen. Holunder beispielsweise. Ein sympathischer Holunder fehlt meinem Garten noch.
Hopfen und Wein sind heute nur symbolischer Teil des Gartens. Es wäre viel zu wenig Platz. Sie standen im Mittelalter außerhalb des Klosters, aber doch in gut erreichbarer Nähe.
Der Gemüsegarten ist wie der Kräutergarten mit Weidengeflecht eingezäunt. Weidenkörbe schützen auch einzelne Pflanzen vor Frost. In beiden Gärten wird mit Beeteinfassungen experimentiert. Es gibt welche aus Stein, Hochbeete mit Holzeinfassung, Buchs wie im Bauergarten, aber auch eine Einfassung, die, soweit ich das beurteilen kann, aus Lavendel besteht. Es könnte sein, dass Schnecken das weniger gern fressen. Geordnet sind die Beete im Gemüsegarten unter anderem danach, seit wann bestimmte Pflanzen hier kultiviert wurden.
Dass Artischocken ein altes, aber völlig landesübliches Gemüse waren, ebenso wie Gurken und Schwarzwurzeln, dass die Zichorie überhaupt ein Gemüse ist, habe ich heute erst gelernt. Getreidesorten wie Hirse oder Dinkel bildeten die Grundversorgung. Ich hätte die Pflanzen ohne zugehöriges Schild nicht erkannt.
Während der Gartensaison werden im Klostergarten auch Pflanzen verkauft. Während des Winters stehen immerhin noch einige ungewöhnliche Saatguttütchen zum Verkauf. Drei von ihnen sind mit nach Berlin gefahren. Ich bin gespannt, wie sie werden!
Für die Ausflugsplanung:
Stiftung Kloster Michaelstein
Michaelstein 3
38889 Blankenburg
Mit dem Zug nach Blankenburg (Harz) oder Wernigerode, von dort aus mit dem Bus der Linien 253 oder 21 weiter nach Blankenburg/Bushaltestelle Michaelstein.
Geöffnet ab April bis Oktober täglich zwischen 10:00-18:00 Uhr, von November bis März dienstags bis freitags, jeweils 14:00-17:00 Uhr. An Wochenenden und Feiertagen 10:00-17:00 Uhr.
Quedlinburg hat streng genommen zwei davon. Da wäre zuerst der Kräutergarten an der Stiftskirche, oben auf dem Schlossberg, wo der Rosmarin eine schönere Aussicht hat als die meisten Menschen. Da wäre sodann ein kleiner hübscher Laden, der einige ganz außergewöhnliche und altmodische Sämereien führt, unten in der Blasiigasse. Eine Färberdistel habe ich lange nicht gesehen, auch Mandelröschen vermisse ich seit Jahren. Was der kleine hübsche Laden außerdem hat, ist das eventuell beste selbstgemachte Eis der Welt. Pflaume-Zimt zum Beispiel, schwarze Johanna und dunkle Schokolade. Für verfressene Gärtnerinnen eine ganz wunderbare Stadt!
Ende Oktober, und bisher kein Frost. Mangold und Rote Bete sind noch draußen. Die letzten Tomaten habe ich zum Nachreifen an der Rispe reingeholt. Himbeeren werden reif, bis es friert. Der Apfelbaum wirft in den nächsten zwei, drei Wochen sein Laub ab. Die Wintersteckzwiebeln haben ausgetrieben und bringen neues Grün ins Beet. Der Herbstsalat könnte tatsächlich etwas werden. Leider passt er nicht mehr unter die Plasteflaschen, die eventuell das billigste Gewächshaus der Welt sind. Außerdem habe ich schnell noch die Tulpen für´s nächste Frühjahr vergraben.
Der Kronsohn möchte noch immer lieber im Auto warten, wenn wir in die Pilze gehen. In diesem Jahr eine kluge Entscheidung, wir haben fast keine gefunden. Aber zwei von diesen sehr wenigen waren Steinpilze. Daraus lässt sich zweimal was machen. Erstens, Selfie mit Steinpilz. Zweitens, Gulasch mit Steinpilz. In dieser Reihenfolge.
Abseits der Einkaufsstraßen und doch mitten in Pankow liegt der Park des Schlosses Schönhausen. Dass ich längst im Schlosspark stehe, fällt mir immer erst auf, wenn ich die helle Fassade durch das dichte Blattwerk der Alleebäume schimmern sehe. Es ist ein Park, in den sich Menschen zum Bücherlesen hinsetzen. Bücher aus Papier. Es ist außerdem ein Park mit beeindruckenden Platanen. Eine von ihnen ist das Lieblingsversteck aller Kinder. Auf dem sonnigen Platz am Eingangstor hat ein Café aufgemacht. Seitdem haben auch die Erwachsenen ein Lieblingsversteck.
Für die Ausflugsplanung:
Schloss Schönhausen
Tschaikowskistraße 1
13156 Berlin
Mit der Tram M1 bis Tschaikowskistraße
Mit dem Bus 150 (Alt-Karow) oder 250 bis Hermann-Hesse-Straße / Waldstraße
Café Sommerlust
April–Oktober 9–17 Uhr
März & November bis zum ersten Frost Freitag–Sonntag 12–17 Uhr
Montag Ruhetag
Wie groß Pankow ist, fällt mir immer erst auf, wenn ich in Richtung Norden fahre. Blankenfelde sieht kleinstädtisch aus, der Botanische Volkspark Blankenfelde ist Teil des Naturparks Barnim. Und doch bin ich immer noch in Berlin. An manchen Stellen schimmert ein bißchen Ostberlin durch. Kleinigkeiten nur. Eine bestimmte Art, Treppen zu bauen. Baracken. Der Putz an einer Häuserwand. Der Botanische Volkspark war Rieselfeld, Städtischer Schulgarten, Agro-Biologische Zentralstation. Das hinterlässt Spuren.
Heute ist das Gelände ein öffentlich zugänglicher Park mit Schaugewächshäusern, Wildtiergehege, alten Obstbaumbeständen und einer Imkerei. Es ist ein Lernort für Schulen und Kindergärten, die sich mit Umweltbildung beschäftigen wollen. Hier sind die Bauerngärten der Pankower Biogärtner angesiedelt. Wem das alles viel zu viel Action ist: Das Café mint* im mittleren Gewächshaus ist freundlich, sieht gut aus und hilft gegen Hektik.
Alle Fotos dieser Galerie sind unter CC BY 4.0 lizensiert.
Für die Ausflugsplanung:
Botanischer Volkspark Blankenfelde-Pankow
Blankenfelder Chaussee 5
13159 Berlin-Pankow
Bus 107 (Schildow/S-Bhf Hermsdorf), Haltestelle: Botanische Anlage
Öffnungszeiten Park:
Täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
Eintritt 1,00 € (ab 14 Jahren)
Öffnungszeiten Gewächshäuser:
Montag – Freitag 10:00 bis 14:00 Uhr
Öffnungszeiten Café mint*:
Freitag – Sonntag & Feiertage 11.00-17.00 Uhr
Ein Gartenlogbuch gab es lange nicht mehr, es war einfach zuviel zu tun. Nach dem vermutlich letzten Rasenmähen des Jahres bin ich mit der Kamera durch den Garten gegangen. Da wächst mehr als ich annahm. Die letzten Kartoffeln sind zwar raus, aber Mangold, rote Bete und Zuccini stehen immer noch. Es wäre auch nicht unklug, ein paar Kräuter und Gewürze zu ernten und für den Winter zu trocknen. Lorbeer und Rosmarin, Thymian und Bohnenkraut, Salbei und Pfefferminze. Auf die flauschigen Quitten freue ich mich.
Ich hätte geschworen, dass auf den Terrassen des Schlosses Sanssouci in Potsdam nur Wein und nichts als Wein angepflanzt wurde. Stimmt aber gar nicht, Feigen wachsen als Spalierobst am Hang, mit Weinstöcken im Wechsel. Nun ist Potsdam nicht in Italien, jeder botanisch interessierte Mensch fragt sich sofort, wie die den Winter überstehen. Eigentlich ganz einfach: Hinter Glas. Weil aber die Feigen nicht mehr ins Gewächshaus können, kommt das Gewächshaus zu ihnen. Der Hang hat Fenster.
Endlich eine Lösung, für die ich gar kein Problem habe!