Archiv der Kategorie: für draußen

Der Kartoffelkönig.

Das kleine Kind liebt die Sendung mit der Maus. Wenn ich es frage, woher es Wörter wie Kanalisation oder Belagerung kennt, antwortet es wohlgemut: „Hat Ralph gesagt!“ Manchmal hat’s auch Malin gesagt, oder Armin oder Christoph. In einer Maus-Folge ging es um die Kartoffel und wie sie von Südamerika nach Spanien, Frankreich und später nach Brandenburg gelangte. Den für Kartoffelanbau in Brandenburg zuständigen König hat sich das Kind nicht gemerkt, wohl aber seine elf Windspiele. Und dass Leute dem König Kartoffeln auf’s Grab legen, gefiel dem Kind, auch wenn es die Kartoffeln lieber zu den Hunden bringen wollte. Wir sind also heute nach Potsdam gefahren und haben eine Handvoll Kartoffeln (Linda übrigens, gestern geerntet) beim Alten Fritz abgelegt. Ich fürchte, er wird nun als „der mit den Kartoffeln“ in das Gedächtnis des Kindes eingehen. Aber stimmt ja auch.

Astern.

Im letzten Jahr habe ich aus einem befreundeten Nachbargarten eine Aster geschenkt bekommen. Aster ist toll, die blüht, wenn alle anderen fertig sind mit blühen. Eine Blume für vorausschauende Gärtnerinnen. Eine Blume für Erwachsene. Ich war froh, so eine zu haben. Weil sie beim Verpflanzen natürlich nicht blüht, hatte ich keine Ahnung, wonach ich in diesem Jahr Ausschau halten müsste. Ich habe sie irgendwo hin gepflanzt, angegossen, der Winter kam. Allerhand Kraut und Gebüsch ist seitdem drum herum gewachsen, ich habe die Aster vergessen. Am Wochenende habe ich den Garten aufgeräumt. Die Aster hatte Platz und fing klammheimlich an zu blühen. Als ich am Blumenbeet der Schenkerin vorbeispazierte, dachte ich: Die Blume da, die lilane, die kommt mir aber bekannt vor! Die hab ich schon mal gesehen. Eine halbe Minute später fand ich sie unter meinem Apfelbaum wieder und freute mich zum zweiten Mal. Dankeschön!

Wintersteckzwiebeln und Herbstsalat.

Im Pflanzenmarkt war ich wegen der Himbeeren. Die sollten aufhören, in Nachbars Beeten rumzuliegen. Ein paar Hölzer und etwas Draht. Ich kann leider nicht durch so einen Markt gehen, ohne kurz nachzusehen, was es alles gibt, um das Gartenleben zu verbessern. Über einen Schlauchwagen hatte ich nachgedacht, eine neue Rasenkantenschere, ein Kabel für den Rasenmäher – all das wäre nützlich. An der Hängematte bin ich gerade so vorbei gekommen, ebenso an den geblümten Schippen. Ich wollte ja bloß Hölzer und Draht für die Himbeeren, keine Angry-Bird-LEDs. Und dann haben sie was sehr gemeines gemacht im Pflanzenmarkt. Kürbisse lagen da, in allen Farben, Formen und Größen. Für Suppe, zum Schnitzen, als Dekoration. Das Jahr ist vorbei, die Beete sind leer, sagten die Kürbisse. Das hat mich so traurig gemacht, dass ich zehn kleine Herbstsalate, eine Tüte Wintersteckzwiebeln und eine mir unbekannte Anemonensorte kaufen musste. Zum sofort pflanzen.

Tag der Heckenpflege.

Schon früh um acht, vor dem ersten Kaffee, wollte ich raus auf den nebelfeuchten Hof. Meine Ligusterhecke stand im Begriff, sich mit der auf der anderen Wegseite zusammenzuraufen und niemals wieder jemanden passieren zu lassen. Im Rasen knöchelhohen Rasen war Kinderspielzeug eingewachsen. Die Beetumrandungen hatte ich länger nicht gesehen. Um acht ist vielleicht doch zu früh für Hoflärm, dachte ich, kochte Kaffee und bummelte so rum. Um neun frug ich nach Werkzeugen, Kabeln und Gerätschaften – und war um zehn nicht die erste im Garten. Nachbar Jens rasierte eben die Thuja. Ich warf den Rasenmäher an. Kurz darauf stand Rainer im Hof. Hecke. Ab elf gab es kein motorenbetriebenes Gartengerät mehr, das nicht lief. Gegen zwölf kam unser aller Hausmeister vorbei und lobte unsere Werke. Wie die Adolf-Hennecke-Aktivisten, meinte Nachbar Jens. Es gibt ja so Tage.

Ein Jahr weiter denken.

Die Zwergsonnenblumen, die geschenkt gekriegten, haben noch Blüten und Knospen. Die sind noch nicht fertig. Solange ist noch ein Rest Sommer im Garten. Ja, bißchen mickrig, und manchmal beißen verzweifelte Schnecken rein, die auch noch nicht … Na, was Schnecken im Herbst halt so machen. Weiß nicht, Eier legen? Winterschlaf? Sterben? Machen sie halt nicht. Sie fressen Sonnenblumenblüten. Meine! Weil das aber nicht ewig so gehen kann, habe ich die Samenkapseln der Jungfern im Grünen eingesammelt. Und die Schoten, die ausgeblühter Brokoli trägt. Mal sehen, ob was draus wächst. Nächstes Jahr.

Neu im Garten: Honorine Jobert

Von Zeit zu Zeit schreibt mir meine Baumschule. Manchmal möchte sie wissen, wie es den Pflanzen geht, die sie mir überantwortet hat. Was macht denn die Honorine Jobert?, fragte sie neulich. Und icke so: Hä? 

Honorine Jobert ist eine weiße Herbstanemone. Ich habe sie im letzten Herbst gepflanzt. Tja, dachte ich. Was macht die eigentlich? Ich war im Urlaub und konnte nicht nach ihr sehen.

Kaum zurück, stapfte ich in meinen Garten. Eigentlich, um ein paar Kartoffeln auszugraben. Eine weiße Blume hatte sich im Schatten der Kugeldistel angesiedelt. Die hatte ich noch nie hier gesehen. 

Mir fiel die Post von den Baumschule ein. Zur Sicherheit habe ich sogar das Bild vom Bestellzettel mit der weißen Schönheit im Garten verglichen. Tatsache. Honorine Jobert. Wie gemalt. Tolle Blume! Gerne wieder.

Von Mechow nach Beenz

Mechow besitzt vier Ortseingangsschilder. Ich vermesse das Dorf. Zwanzig Minuten brauche ich, um alle vier zu sehen. Jedenfalls dann, wenn ich nicht mit dem alten Mann in dem blauen Arbeitsanzug bespreche, welches ein geeigneter Platz zum Zeichnen ist, oder ob sich ein Kilo Mirabellen für Marmelade lohnt. Er hat immer Einwände für mich, manchmal auch Zweifel. Er wohnt nämlich hier, gleich vorne an der Kirche. Ich dagegen bin nur zu Besuch.

Vom Hauptmannsberg zum Hullerbusch.

Zweimal bin ich diesen Weg hoch gelaufen. Gestern waren die Steine übereinander gestapelt. Steinmänner. In den Alpen gibt es die. Jemand ist den selben sandigen Weg gegangen, der gestern vor mir lag, fand reichlich Steine und genug Zeit, sie auszubalancieren. Schöne, glattrunde Steine. Schöne, glattrunde Steinmänner. Zwei Stück, wie die Pfeiler eines Torwegs. 

Heute waren die Steinmänner weg. Ein zweiter Jemand kam vor mir meinen Sandweg entlang und fand, das ginge so nicht. Die beiden Steinhaufen, die jetzt da liegen, sehen immer noch wie Pfeiler eines Torwegs aus. Rechts davon grasen Ziegen und Schafe.