Archiv der Kategorie: für drinne

Pimp your Treberbrot

Ich hatte an anderer Stelle die Vorzüge von Treberbrot an und für sich thematisiert, und nur ein Jahr später weiß ich endlich auch, wie man ein perfektes Treberbrot bäckt. Ich habe heimlich geübt und umgebe mich gerne mit Brauern.

Das Grundrezept ist von schlichter Eleganz, die exotischste Zutat ist im Grunde der Treber:

500g Mehl
250g Treber
250 ml Bier
1 Päckchen Trockenhefe
1 gehäufter Teelöffel Salz

Weil der Hefeteig eine Weile abgedeckt rum steht, um zu gehen, dies aber bevorzugt an wärmeren Orten – also ungefähr wie ich im Urlaub – heize ich den Backofen auf 50 Grad, bevor ich den Teig einrühre.

Für den Teig werden die Zutaten 1 bis 4 (alles außer Salz) in einer Metallschüssel zusammengekippt und verknetet. Ja, das ist Schlabberpampe. Doch, die klebt an den Händen. Nein danke, ich möchte keinen Knethaken. Ich wasche mir lieber die Hände und setze zum Teig kneten den Ring ab. Ich weiß nämlich, wie sich der Teig richtiger Weise anfassen muss (klebrige Schlabberpampe), der Knethaken weiß darüber nichts.

Wenn das getan ist: Ofen ausschalten. Sauberes Geschirrtuch über die Teigschüssel und eine Stunde in den kuschelig-warmen Ofen stellen.

Nach einer Stunde sollte der Teig sein Volumen erheblich vergrößert haben. Jetzt darf er raus. Der ganze Quatsch wird noch einmal auf einer mit Mehl eingestäubten Arbeitsfläche geknetet und dabei das Salz mit eingearbeitet.

Es klebt wiederum an den Fingern, und das ist in Ordnung so. Es darf soviel Mehl dazu gegeben werden, bis sich aus dem Batzen Teig ein Brotlaib formen lässt. Der kommt auf’s Backblech. Eher faule Menschen expedieren das Ding in eine Kastenform, die einzufetten man sich getrost sparen kann. Tuch drüber, noch einmal 15 Minuten im Backofen gehen lassen.

Nach 15 Minuten kann das Blech oder die Kastenform raus, bleibt aber noch abgedeckt stehen. Der Ofen wird auf 225 Grad geheizt. Auf seinen Boden stelle ich eine Auflaufform mit Wasser, und auch das Teiggebilde streiche ich mit Wasser ein. Sobald der Ofen heiß genug ist: Rein mit dem, was ein Brot werden soll. Nach einer Stunde ist es eins. Das kühlt am besten auf einem Rost aus. Oder auf dem unpraktischen Teil, das oben auf dem Toaster drauf ist. Keinesfalls in der Form lassen!

War nicht schwer, oder? Aber ich hatte Aufwertung versprochen. Wer Brot kräftig mag, nimmt verschiedene Mehlsorten. 250g Roggenmehl und 250g Weizenmehl sind eine feine Mischung. Die wird noch besser, wenn Sauerteig dazu kommt. Eine 75g-Packung genügt.

Weil man unfassbar viel Zeit hat, während der Teig geht, und noch einmal, während das Brot bäckt, entsteht bei mir nebenher meist noch was für uff die Stulle. Kräuterbutter beispielsweise. Schnittlauch schneiden kann ich sogar beim Sportschau kucken.

Es empfiehlt sich, ein Brotmesser zu besitzen und dicke Brotscheiben zu mögen.

Rezension: Berlin gärtnert

Als bester Garten-Reiseführer 2013 wurde das handliche Buch „Berlin gärtnert“ ausgezeichnet. Es ist überraschender Weise genau das: Ein Reiseführer durch einen großen Garten namens Berlin. Großstadtgrün als exotische lebende Wand, in Baumscheiben am Straßenrand, als Hausgarten im Innenhof, traditionell im Kleingarten am Bahngleis oder seit neuerem in Gemeinschaftsgärten – davon haben die meisten Berliner zumindest schon einmal gehört. Aber Weinanbau? Berliner Riesling? Streuobstwiesen zwischen Plattenbauten? Ich bewege mich aufmerksamer durch die Stadt, seitdem ich weiß, dass das alles da ist.

„Berlin gärtnert“ untersucht die Möglichkeiten zum Pflanzen in fünf unterschiedlichen räumlichen und rechtlichen Situationen. Da wäre zunächst die Gartenfreundin ohne Garten. Ihr bleiben der Balkon, das grüne Dach, der Hinterhof, der Vorgarten. Aber auch die Fassade könnte sie begrünen. Wilder Wein, Efeu, Blauregen oder Geißblatt sind gute Fassadenkletterer. Der Großstadtgärtner auf eigenem Grund hat meist ein Stück Land gepachtet, besitzt einen Hausgarten oder wohnt in einer Gartenstadtanlage. Das Stadtbild ist allerdings viel stärker durch alle diejenigen geprägt, die im öffentlichen Raum pflanzen und säen – manchmal am Rande der Legalität, manchmal gemeinnützig. Ein eigener Abschnitt ist dem gemeinsamen Gärtnern auf Stadtbrachen gewidmet. Wie groß so ein Garten wohl werden kann, wird im letzten Abschnitt überlegt. Eine Farm in der Stadt, ist das vorstellbar? Na klar! Wer bis hierhin gelesen hat, kann sich fast alles vorstellen.

Ganz nebenbei verschenkt „Berlin gärtnert“ unzählige nützliche Ideen, Hinweise und Fachwissen, nennt Links und Ansprechpartner und trägt zusammen, was benötigt wird, um sofort mit der Begrünung der Stadt anzufangen. Oder weiterzumachen. Oder herauszufinden, was das ist, das da wächst. Auch darauf ist Berlin vorbereitet. Die Bücherei des Deutschen Gartenbaues e.V. beispielsweise wird von der Technischen Universität verwaltet und ist öffentlich zugänglich. In ihrem Bestand befinden sich einige der schönsten illustrierten Bücher über Obstbäume, die mir je begegnet sind. Es ist ein Schatzkästchen von Buch, das die Herausgeberin Jana Kotte da zusammen getragen hat. Für Entdecker.

Berlin gärtnert – Kübel, Beet und Samenbombe
Jana Kotte (Hrsg.)
Edition Terra 2012
14,80 €

La cucaracha.

Gestern Mittag gesät. Knapp 18 Stunden später keimen die Kressesamen schon munter vor sich hin, obwohl eigentlich alles dagegen spricht. Der Topf hat keinen besonders sonnigen Platz, weil es im Winter keine besonders sonnigen Plätze in unserer Wohnung gibt. Die Luft ist eher trocken, denn wir pflegen zu heizen. Ich habe weder Kräuter- noch Anzuchterde verwendet. Kresse scheint unter den Pflanzen das zu sein, was im Tierreich die Küchenschabe ist. Unverwüstlich. Wenn ich dadurch im Winter ein bißchen Geschmack auf die Butterstulle kriege, soll´s mir Recht sein.

Der Garten im Haus.

Drei Dinge, die ich neulich bei IKEA sah, bestärken mich in meiner Vermutung, dass Gartenkram eine modische Erscheinung ist. Die drei Dinge waren 1) der vertikale Küchengarten in der Möbelausstellung (ich liebäugle ernsthaft), 2) ein kleines Gewächshaus (braucht kein Mensch – ich aber) und 3) ein Pflanzenanzucht-Set für Küchenkräuter in Unterwegskaffeebechern. Noch im März hielt ich den Gartenlehrpfad, den ich da eingeschlagen hatte, für schmal und unwegsam. Saatgutkataloge. Briefwechsel mit einer Baumschule. Piepmätze zählen. Im Dezember fiel mein Blick auf Gräsmarö. Das ist, als ob dein Kind Ben oder Mia heißt, oder dein Regal Billy. Alle haben offenbar Gartensehnsucht. Die Gärtnerei war viel weniger meine eigene Idee als ich angenommen hatte. Sowas schmerzt, da kriegt die Eitelkeit Pickel und Haarausfall.

Allerdings ist die Idee eines Gartens nicht deshalb schlechter, weil ein Möbelhaus sie aufgreift. Ben und Mia sind gute Namen – egal, wie viele Eltern sich dafür entscheiden. Auch am Billy-Regal ist nüchtern betrachtet wenig auszusetzen. Demokratisches Design, steht überall. Mein Garten ist also immer noch prima. Ich befreunde mich sachte mit dem Gedanken, schon wieder keinen Trend gesetzt zu haben. Dafür wächst meine Baumarkt-Brombeere total individuell.

Und wenn es nichts wird, bleibt uns immer noch der Riesling.

Ich kann mich nicht erinnern, wie und warum ich über das Rezept für Quittensenf gestolpert bin. Ich wusste bis eben gar nicht, was Quittensenf ist und wofür ich das brauchen könnte. Aber der Gedanke daran: Der roch so gut!

Nur sechs Zutaten sind nötig:

1 kg Quitten
500 g Zucker
1 Zitrone
100 ml Weißwein
100 g Senfkörner
1 Stück Ingwer

Ich las diese Liste drüben im Blog von Alina und konnte dabei schmecken, was das geben müsste. Ich lasse mich selten von dem Gedanken an Essen beunruhigen, aber der Quittensenf, kleine Liebelei, der wollte was von mir. Und wenn es nichts wird, dachte ich still, bleibt mir immer noch der Riesling. Es ist aber was geworden. Man kann es auf Käsewürfel streichen und den Riesling einfach dazu trinken. Is´n Träumchen! Fruchtig. Scharf. Überraschend. Danke, Alina! Quitten sind eines der besten Öbste überhaupt.

Ich habe eine Himbeere gepflückt!

Was daran so bemerkenswert ist? Heute ist der 30. Oktober. Ich dachte, da halten Himbeeren längst Winterschlaf! Die Aroma Queen aber nicht, die fängt jetzt erst richtig an. Die Früchte sind groß und saftig, ein bißchen säuerlich und schön aromatisch. Herbsthimbeeren sind echte Trostpflaster in einer Jahreszeit, zu der alles andere welkt und runterfällt.