Niemand lügt so gut wie meine Mutter. Sie habe ein bißchen Petersilie im Garten, meinte sie. Ob ich welche mitnehmen möchte, wollte sie wissen. Ein Sträußchen Petersilie, dachte ich. Kräuterbutter. Jerne doch! Ich ging mit einer handelsüblichen Schere in den mütterlichen Garten. Das bißchen Petersilie stellte sich als eine zartblättrige Hecke heraus. Eine Sense wäre nicht unpraktisch gewesen. Mit einem Rasenmäher hätte ich´s gleich einfrierfertig zerkleinert. Das bißchen Salbei (5 Gläser Pesto, noch ohne Parmesan und Nüsse) erwähne ich ebenso wenig wie den Kürbis. Das war´n ganz kleiner, der hat in die Hosentasche gepasst. Wo mit Pferdemist gedüngt wird, wachsen die dollsten Sachen!
Praktisch im Vorbeigehen habe ich zwei Dinge gelernt: Keramikschilder sind witterungsbeständig. Dahlien müssen jetzt in den Keller. Und jetzt such´ ich mir ´n Töpferkurs.
Wir sind noch immer im März. Der zweite Teil des Kapitels über die ersten Aussaaten ist einigermaßen bizarr. Ich meine mich zu erinnern, im Biologieunterricht auch Bohnen zerschnitten und Bohnenkeime untersucht zu haben, aber ich wäre doch nie soweit gegangen, das Saatgut vor dem Aussäen zu verputzen. Die kleinen, schwarzen Krümel, aus denen später mal Radieschen werden sollen. Oder eingetrocknete Erbsen. Das riecht nicht gut, das sieht nicht gut aus, das möchte nicht gegessen werden. Außer vielleicht geröstet und mit Wasabi umhüllt. Aber selbst dann eigentlich nicht. Nebelthau behauptet nun genau dies: Man müsse Klarheit gewinnen über das, was man da im Boden versenkt, und Saatgut anknabbern gehöre dazu. Ein Gedanke, der mir nicht recht schmecken will. Es ist aber auch sonst ein sehr gefräßiges Kapitel, in dem wir Puffbohnen, Spinat, Radieschen, Rettiche, Gartenkresse, Petersilie, Perlzwiebeln, Lauch, Schwarzwurzeln und Schnittlauch anbauen und zuzubereiten lernen. Weil Nebelthau gerne abschweift, ist dazwischen Platz für Kreuzzüge und die Geschichte, wie der Spinat nach Europa kam. Wer danach keinen Hunger hat, ist kein Mensch.
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